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Die Weltraetsel

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55621 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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reinen Vernunft widersprechen, mithin dem weiten<br />

Phantasiegebiete der Dichtung angehören, oder dem<br />

Bereiche des unvernünftigen Glaubens, d.h. des<br />

»Aberglaubens«.<br />

Das Christentum in dieser Beziehung zu betrachten<br />

– wenn auch nur vorübergehend – war unvermeidlich,<br />

wenn ich meinem Buche einen gerundeten Abschluß<br />

geben wollte; und so war ich denn gezwungen,<br />

im 17. Kapitel der »Welträtsel« eine allgemeine<br />

Übersicht über »den wachsenden Gegensatz zwischen<br />

moderner Naturerkenntnis und christlicher Weltanschauung«<br />

zu geben; ich mußte den neuen Glauben<br />

der Vernunft und den alten Glauben der Offenbarung<br />

gegenüberstellen. Wenn daraufhin viele meiner Gegner<br />

mich schlechthin als »Feind des Christentums«<br />

denunzieren, so entspricht das nicht der Wahrheit.<br />

Denn ich habe stets den wertvollen Kern seiner reinen<br />

Sittenlehren anerkannt, vor allem das ethische Grundgesetz<br />

oder die »goldene Regel«, das auch den Kern<br />

unserer monistischen Ethik bildet. Zwar war dasselbe<br />

nicht neu (wie ich im 19. Kapitel gezeigt habe); aber<br />

es bleibt das hohe Verdienst des Christentums, das<br />

Gebot der Menschenliebe und Selbstverleugnung<br />

mehr als alle anderen Religionen betont und zu einem<br />

der wichtigsten Kulturfaktoren erhoben zu haben. Im<br />

Laufe von fast zwei Jahrtausenden hat sich der ethische<br />

Wert des echten Christentums – trotz aller Ver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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