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Die Weltraetsel

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55323 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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nunft möglich. Es gilt also hier vom Athanismus dasselbe<br />

wie vom Theismus: beide sind nur Gegenstände<br />

der mystischen Dichtung, des transzendenten »Glaubens«,<br />

nicht der vernünftig schließenden und auf Erfahrung<br />

gestützten Wissenschaft.<br />

Wollten wir alle die einzelnen Gründe analysieren,<br />

welche für den Unsterblichkeitsglauben geltend gemacht<br />

worden sind, so würde sich ergeben, daß nicht<br />

ein einziger derselben wirklich wissenschaftlich ist;<br />

kein einziger verträgt sich mit den klaren Erkenntnissen,<br />

welche wir durch die physiologische Psychologie<br />

und die Entwicklungstheorie in den letzten Dezennien<br />

gewonnen haben. Der theologische Beweis, daß ein<br />

persönlicher Schöpfer dem Menschen eine unsterbliche<br />

Seele (meistens als Teil seiner eigenen Gottesseele<br />

betrachtet) eingehaucht habe, ist reiner Mythus. Der<br />

kosmologische Beweis, daß die »sittliche Weltordnung«<br />

die ewige Fortdauer der menschlichen. Seele<br />

erfordere, ist unbegründetes Dogma. Der teleologische<br />

Beweis, daß die »höhere Bestimmung« des Menschen<br />

eine volle Ausbildung seiner mangelhaften irdischen<br />

Seele im Jenseits erfordere, beruht auf einem<br />

falschen Anthropismus. Der moralische Beweis, daß<br />

die Mängel und die unbefriedigten Wünsche des irdischen<br />

Daseins durch eine »ausgleichende Gerechtigkeit«<br />

im Jenseits befriedigt werden müssen, ist ein<br />

frommer Wunsch, weiter nichts. Der ethnologische<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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