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Die Weltraetsel

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55468 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

446<br />

sentliche Unterschied dieses Aberglaubens von dem<br />

»vernünftigen Glauben« besteht eben darin, daß er<br />

übernatürliche Kräfte und Erscheinungen annimmt,<br />

welche die Wissenschaft nicht kennt und nicht zuläßt,<br />

welche durch irrtümliche Wahrnehmungen und falsche<br />

Phantasiedichtung erzeugt sind; der Aberglaube<br />

widerspricht mithin den klar erkannten Naturgesetzen<br />

und ist als solcher unvernünftig.<br />

Durch die großen Fortschritte der Ethnologie im<br />

neunzehnten Jahrhundert ist uns eine erstaunliche<br />

Fülle von mannigfaltigen Formen und Erzeugnissen<br />

des Aberglaubens bekannt geworden, wie sie noch<br />

heute unter den rohen Naturvölkern existieren. Vergleicht<br />

man dieselben untereinander und mit den entsprechenden<br />

mythologischen Vorstellungen früherer<br />

Zeiten, so ergibt sich eine vielfache Analogie, oft ein<br />

gemeinsamer Ursprung und zuletzt schließlich eine<br />

Urquelle für alle. <strong>Die</strong>se finden wir in dem natürlichen<br />

Kausalitätsbedürfnisse der Vernunft, in dem Suchen<br />

nach Erklärung unbekannter Erscheinungen durch<br />

Auffinden ihrer Ursachen. Besonders gilt das von solchen<br />

Bewegungserscheinungen, die Gefahr drohen<br />

und Furcht erregen, wie Blitz und Donner, Erdbeben,<br />

Mondfinsternis usw. Das Bedürfnis nach kausaler Erklärung<br />

solcher Naturerscheinungen besteht schon bei<br />

den Naturvölkern der niedersten Stufe und ist bereits<br />

von ihren Primatenahnen durch Vererbung übertra-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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