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Die Weltraetsel

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55473 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

451<br />

chen Vorstellung zu überzeugen. Der herrschende<br />

evangelische Kirchenglaube in der zweiten Hälfte des<br />

aufgeklärten neunzehnten Jahrhunderts ist wesentlich<br />

verschieden von demjenigen in der ersten Hälfte desselben,<br />

und dieser wieder von demjenigen des achtzehnten<br />

Jahrhunderts. Der letztere weicht sehr ab von<br />

dem »Glauben unserer Väter« im siebzehnten und<br />

noch mehr im sechzehnten Jahrhundert. <strong>Die</strong> Reformation,<br />

welche die geknechtete Vernunft von der Tyrannei<br />

des Papismus befreite, wird natürlich von dieser<br />

als ärgste Ketzerei verfolgt; aber auch der Glaube des<br />

Papismus selbst hatte sich im Laufe eines Jahrtausends<br />

völlig verändert. Und wie verschieden ist der<br />

Glaube der getauften Christen von demjenigen ihrer<br />

heidnischen Väter! Jeder selbständig denkende<br />

Mensch bildet sich eben seinen eigenen, mehr oder<br />

weniger »persönlichen Glauben«, und immer ist dieser<br />

verschieden von demjenigen seiner Väter; denn er<br />

ist abhängig von dem gesamten Bildungszustande seiner<br />

Zeit. Je weiter wir in der Kulturgeschichte zurückgehen,<br />

desto mehr erscheint uns der gepriesene<br />

»Glaube unserer Väter« als unhaltbarer Aberglaube,<br />

dessen Formen sich beständig umbilden.<br />

Eine der merkwürdigsten Formen des Aberglaubens<br />

ist diejenige, welche noch heutzutage in unserer<br />

modernen Kulturwelt eine erstaunliche Rolle spielt,<br />

der Spiritismus und Okkultismus, der moderne Gei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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