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Die Weltraetsel

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55179 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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turforscher das ganze Gebiet ihrer biologischen Forschung<br />

mit weitem Blick und streben eifrig nach<br />

einem einheitlichen, natürlichen Erkenntnisgrunde; in<br />

ihrem Alter haben sie eingesehen, daß dieser nicht<br />

vollkommen erreichbar ist, und deshalb geben sie ihn<br />

lieber ganz auf. Zur Entschuldigung dieser psychologischen<br />

Metamorphose können sie natürlich anführen,<br />

daß sie in der Jugend die Schwierigkeiten der großen<br />

Aufgabe übersehen und die wahren Ziele verkannt<br />

hätten; erst mit der reiferen Einsicht des Alters und<br />

der Sammlung vieler Erfahrungen hätten sie sich von<br />

ihren Irrtümern überzeugt und den wahren Weg zur<br />

Quelle der Wahrheit gefunden. Man kann aber auch<br />

umgekehrt behaupten, daß die großen Männer der<br />

Wissenschaft in jüngeren Jahren unbefangener und<br />

mutiger an ihre schwierige Aufgabe herantreten, daß<br />

ihr Blick freier und ihre Urteilskraft reiner ist; die Erfahrungen<br />

späterer Jahre führen vielfach nicht nur zur<br />

Bereicherung, sondern auch zur Trübung der Einsicht,<br />

und mit dem Greisenalter tritt allmählich Rückbildung<br />

ebenso im Gehirn wie in anderen Organen ein.<br />

Jedenfalls ist diese erkenntnisreiche Metamorphose an<br />

sich eine lehrreiche psychologische Tatsache; denn sie<br />

beweist mit vielen anderen Formen des »Gesinnungswechsels«,<br />

daß die höchsten Seelenfunktionen ebenso<br />

wesentlichen individuellen Veränderungen im Laufe<br />

des Lebens unterliegen wie alle anderen Lebenstätig-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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