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Die Weltraetsel

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55469 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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gen. Es besteht ebenso bei vielen anderen Wirbeltieren.<br />

Wenn ein Hund den Vollmond anbellt oder eine<br />

tönende Glocke, deren Klöppel er sich bewegen sieht,<br />

oder eine Fahne, die im Winde weht, so äußert er<br />

dabei nicht nur Furcht, sondern auch den dunklen<br />

Drang nach Erkenntnis der Ursache dieser unbekannten<br />

Erscheinung. <strong>Die</strong> rohen Religionsanfänge der primitiven<br />

Naturvölker haben ihre Wurzeln teilweise in<br />

solchem erblichen Aberglauben ihrer Primatenahnen,<br />

teilweise im Ahnenkultus, in verschiedenen Gemütsbedürfnissen<br />

und in traditionell gewordenen Gewohnheiten.<br />

<strong>Die</strong> religiösen Glaubensvorstellungen der modernen<br />

Kulturvölker, die ihnen als höchster geistiger Besitz<br />

gelten, pflegen von ihnen hoch über den »rohen<br />

Aberglauben« der Naturvölker gestellt zu werden;<br />

man preist den großen Fortschritt, welchen die aufklärende<br />

Kultur durch Beseitigung des letzteren herbeigeführt<br />

habe. Das ist ein großer Irrtum! Bei unbefangener<br />

kritischer Prüfung und Vergleichung zeigt sich,<br />

daß beide nur durch die besondere »Gestalt des Glaubens«<br />

und durch die äußere Hülle der Konfession<br />

voneinander verschieden sind. Im klaren Lichte der<br />

Vernunft erscheint der destillierte Wunderglaube der<br />

freisinnigsten Kirchenreligionen – insofern er klar erkannten<br />

und festen Naturgesetzen widerspricht –<br />

genau so als unvernünftiger Aberglaube, wie der rohe<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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