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Die Weltraetsel

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55368 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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knüpfte sich mit dem Wunder der Anthropismus. Wie<br />

der Mensch mit Absicht und durch Kunst seine Werke<br />

schafft, so sollte der bildende »Gott« planmäßig die<br />

Welt erschaffen haben; die Vorstellung dieses Schöpfers<br />

war meistens ganz anthropomorph, ein offenkundiger<br />

»anthropistischer Kreatismus«. Der »allmächtige<br />

Schöpfer Himmels und der Erden«, wie er im ersten<br />

Buch Moses und in unserem heute noch gültigen<br />

Katechismus schafft, ist ebenso ganz menschlich gedacht<br />

wie der moderne Schöpfer von Agassiz und<br />

Reinke oder der intelligente »Maschineningenieur«<br />

von anderen Biologen der Gegenwart.<br />

Bei tieferem Eingehen in den Wunderbegriff der<br />

Kreation können wir als zwei wesentlich verschiedene<br />

Akte die totale Schöpfung des Weltalls und die partielle<br />

Schöpfung der einzelnen Dinge unterscheiden,<br />

entsprechend dem Begriffe Spinozas von der Substanz<br />

(dem Universum) und den Akzidenzen (oder<br />

Modi, den einzelnen »Erscheinungsformen der Substanz«).<br />

<strong>Die</strong>se Unterscheidung ist prinzipiell wichtig;<br />

denn es hat viele und angesehene Philosophen gegeben<br />

(und es gibt noch heute solche), welche die erstere<br />

annehmen, die letztere dagegen verwerfen.<br />

Nach dieser Schöpfungslehre hat »Gott die Welt<br />

aus dem Nichts geschaffen«. Man stellt sich vor, daß<br />

der »ewige Gott« (als vernünftiges, aber immaterielles<br />

Wesen!) für sich allein von Ewigkeit her ohne Welt<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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