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Die Weltraetsel

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55402 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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chen zwecktätigen Ursachen, zu welchen man früher<br />

seine Zuflucht hatte nehmen müssen, sind dadurch<br />

überflüssig geworden. Trotzdem fährt die moderne<br />

Metaphysik fort, die letzteren als unentbehrlich und<br />

die ersteren als unzureichend zu bezeichnen.<br />

Den tiefen Gegensatz zwischen den bewirkenden<br />

Ursachen (oder Werkursachen) und den zwecktätigen<br />

Ursachen (oder Endursachen) hat mit Bezug auf die<br />

Erklärung der Gesamtnatur kein neuerer Philosoph<br />

schärfer hervorgehoben als Immanuel Kant. In seinem<br />

berühmten Jugendwerke, der »Allgemeinen Naturgeschichte<br />

und Theorie des Himmels«, hatte er 1755<br />

den kühnen Versuch unternommen, »die Verfassung<br />

und den mechanischen Ursprung des ganzen Weltgebäudes<br />

nach Newtonschen Grundsätzen abzuhandeln«.<br />

<strong>Die</strong>se »kosmologische Gastheorie« stützte sich<br />

ganz auf die mechanischen Bewegungserscheinungen<br />

der Gravitation; sie wurde später von dem großen<br />

Astronomen und Mathematiker Laplace weiter ausgebildet<br />

und mathematisch begründet. Als dieser von<br />

Napoleon I. gefragt wurde, welche Stelle in seinem<br />

System Gott, der Schöpfer und Erhalter des Weltalls,<br />

einnehme, antwortete er klar und ehrlich: »Sire, ich<br />

bedarf dieser Hypothese nicht.« Damit war der atheistische<br />

Charakter dieser mechanischen Kosmogenie,<br />

den sie mit allen anorganischen Wissenschaften teilt,<br />

offen anerkannt. <strong>Die</strong>s muß um so mehr hervorgehoben<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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