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Die Weltraetsel

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55420 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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uns auch in seinem »Kampf ums Dasein« die gewaltige<br />

Naturmacht erkennen gelehrt, welche den ganzen<br />

Entwicklungsgang der organischen Welt seit vielen<br />

Jahren ununterbrochen beherrscht und regelt. Man<br />

könnte freilich sagen: der »Kampf ums Dasein« ist<br />

das »Überleben des Passendsten« oder der »Sieg des<br />

Besten«; das kann man aber nur, wenn man das Stärkere<br />

stets als das Beste (in moralischem Sinne!) betrachtet.<br />

Und überdies zeigt uns die ganze Geschichte<br />

der organischen Welt, daß neben dem überwiegenden<br />

Fortschritt zum Vollkommenen jederzeit auch einzelne<br />

Rückschritte zu niederen Zuständen vorkommen.<br />

Selbst die »Zielstrebigkeit« im Sinne Baers trägt<br />

durchaus keinen eigentlich moralischen Charakter!<br />

Verhält es sich nun in der Völkergeschichte, die der<br />

Mensch in seinem anthropozentrischen Größenwahn<br />

die »Weltgeschichte« zu nennen liebt, etwa anders?<br />

Ist da überall und jederzeit ein höchstes moralisches<br />

Prinzip oder ein weiser Weltregent zu entdecken, der<br />

die Geschicke der Völker leitet? <strong>Die</strong> unbefangene<br />

Antwort kann heute, bei dem vorgeschrittenen Zustand<br />

unserer Naturgeschichte und Völkergeschichte,<br />

nur lauten: nein! <strong>Die</strong> Geschicke der Zweige des Menschengeschlechts,<br />

die als Rassen und Nationen seit<br />

Jahrtausenden um ihre Existenz und ihre Fortbildung<br />

gerungen haben, unterliegen genau denselben »ewigen,<br />

ehernen, großen Gesetzen« wie die Geschicke der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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