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Die Weltraetsel

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55423 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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ser neuen, wie in jenen früheren Perioden der Kulturgeschichte,<br />

wogt ewig und unerbittlich der große<br />

Kampf ums Dasein hin und her, ohne jede Spur von<br />

moralischer Ordnung.<br />

So wenig bei unbefangener und kritischer Betrachtung<br />

eine »moralische Weltordnung« im Gange der<br />

Völkergeschichte nachzuweisen ist, ebensowenig<br />

können wir eine »weise Vorsehung« im Schicksal der<br />

einzelnen Menschen anerkennen. <strong>Die</strong>ses wie jener<br />

wird mit eiserner Notwendigkeit durch die mechanische<br />

Kausalität bestimmt, welche jede Erscheinung<br />

aus einer oder mehreren vorhergehenden Ursachen ableitet.<br />

Schon die alten Hellenen erkannten als höchstes<br />

Weltprinzip die Ananke, die blinde Heimarmene, das<br />

Fatum, das »Götter und Menschen beherrscht«. An<br />

ihre Stelle trat im Christentum die bewußte Vorsehung,<br />

welche nicht blind, sondern sehend ist, und<br />

welche die Weltregierung als patriarchalischer Herrscher<br />

führt. Der anthropomorphe Charakter dieser<br />

Vorstellung, die sich gewöhnlich mit derjenigen des<br />

»persönlichen Gottes« eng verknüpft, liegt auf der<br />

Hand. Der Glaube an einen »liebenden Vater«, der<br />

die Geschicke von 1500 Millionen Menschen auf unserem<br />

Planeten unablässig lenkt und dabei die millionenfach<br />

sich kreuzenden Gebete und »frommen Wünsche«<br />

derselben jederzeit berücksichtigt, ist vollkommen<br />

unhaltbar: das ergibt sich sofort, wenn die Ver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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