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Die Weltraetsel

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55407 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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chend organisiert hatte. Gewöhnlich wurde dieser<br />

»allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden«<br />

durchaus anthropomorph gedacht; er schuf »jegliches<br />

Wesen nach seiner Art«. Solange dabei dem Menschen<br />

der Schöpfer noch in menschlicher Gestalt erschien,<br />

denkend mit seinem Gehirn, sehend mit seinen<br />

Augen, formend mit seinen Händen, konnte man sich<br />

von diesem »göttlichen Maschinenbauer« und von<br />

seiner künstlerischen Arbeit in der großen Schöpfungswerkstätte<br />

noch eine anschauliche Vorstellung<br />

machen. Viel schwieriger wurde dies, als sich der<br />

Gottesbegriff läuterte, und man in dem »unsichtbaren<br />

Gott« einen Schöpfer ohne Organe (- ein gasförmiges<br />

Wesen -) erblickte. Noch unbegreiflicher endlich wurden<br />

diese anthropistischen Vorstellungen, als die Physiologie<br />

an die Stelle des bewußt bauenden Gottes die<br />

unbewußt schaffende »Lebenskraft« setzte – eine unbekannte,<br />

zweckmäßig tätige Naturkraft, welche von<br />

den bekannten physikalischen und chemischen Kräften<br />

verschieden war und diese nur zeitweise – auf Lebenszeit<br />

– in <strong>Die</strong>nst nahm. <strong>Die</strong>ser Vitalismus blieb<br />

noch bis um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts<br />

herrschend; er fand seine tatsächliche Widerlegung<br />

erst durch den großen Physiologen Johannes Müller<br />

in Berlin. Zwar war auch dieser gewaltige Biologe<br />

(gleich allen anderen in der ersten Hälfte des neunzehnten<br />

Jahrhunderts) im Glauben an die Lebenskraft<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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