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Die Weltraetsel

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55332 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

310<br />

Ebenso unhaltbar erscheint uns heute im Lichte der<br />

reinen Vernunft der anthropistische Mythus vom<br />

»jüngsten Gericht«, von der Scheidung aller Menschenseelen<br />

in zwei große Haufen, von denen der eine<br />

zu den ewigen Freuden des Paradieses, der andere zu<br />

den ewigen Qualen der Hölle bestimmt ist – und das<br />

von einem persönlichen Gotte, welcher »der Vater der<br />

Liebe« ist! Hat doch dieser liebende Allvater selbst<br />

die Bedingungen der Vererbung und Anpassung »geschaffen«,<br />

unter denen sich einerseits die bevorzugten<br />

Glücklichen notwendig zu straflosen Seligen, andererseits<br />

die unglücklichen Armen und Elenden ebenso<br />

notwendig zu strafwürdigen Verdammten entwickeln<br />

mußten.<br />

Eine kritische Vergleichung der unzähligen bunten<br />

Phantasiegebilde, welche der Unsterblichkeitsglaube<br />

der verschiedenen Völker und Religionen seit Jahrtausenden<br />

erzeugt hat, gewährt das merkwürdigste Bild;<br />

eine hochinteressante, auf ausgedehnte Quellenstudien<br />

gegründete Darstellung derselben hat Adalbert Svoboda<br />

gegeben in seinen ausgezeichneten Werken:<br />

»Seelenwahn« (1886) und »Gestalten des Glaubens«<br />

(1897). Wie absurd uns auch die meisten dieser Mythen<br />

erscheinen mögen, wie unvereinbar sie sämtlich<br />

mit der vorgeschrittenen Naturerkenntnis der Gegenwart<br />

sind, so spielen sie dennoch auch heute eine<br />

höchst wichtige Rolle und üben trotzdem als »Postu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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