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Die Weltraetsel

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55275 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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aller Vorstellungen, Empfindungen und Strebungen<br />

oder Willenstätigkeiten.<br />

Viele und angesehene Denker, namentlich unter<br />

den Physiologen (z.B. Wundt und Ziehen), halten die<br />

Begriffe des Bewußtseins und der psychischen Funktionen<br />

für identisch: »alle Seelentätigkeit ist bewußte«;<br />

das Gebiet des psychischen Lebens reicht nur so<br />

weit als dasjenige des Bewußtseins. Nach unserer Ansicht<br />

erweitert diese Definition die Bedeutung des<br />

letzteren in ungebührlicher Weise und gibt Veranlassung<br />

zu zahlreichen Irrtümern und Mißverständnissen.<br />

Wir teilen vielmehr die Ansicht anderer Philosophen<br />

(z.B. Romanes, Fritz Schultze, Paulsen), daß<br />

auch die unbewußten Vorstellungen, Empfindungen<br />

und Strebungen zum Seelenleben gehören; in der Tat<br />

ist sogar das Gebiet dieser unbewußten psychischen<br />

Aktionen (der Reflextätigkeit usw.) viel ausgedehnter<br />

als dasjenige der bewußten. Beide Gebiete stehen übrigens<br />

im engsten Zusammenhang und sind durch<br />

keine scharfe Grenze getrennt; jederzeit kann uns eine<br />

unbewußte Vorstellung plötzlich bewußt werden;<br />

wird unsere Aufmerksamkeit darauf durch ein anderes<br />

Objekt gefesselt, so kann sie ebenso rasch wieder unserem<br />

Bewußtsein völlig entschwinden.<br />

<strong>Die</strong> einzige Quelle unserer Erkenntnis des Bewußtseins<br />

ist dieses selbst; gerade hierin liegt in erster<br />

Linie die außerordentliche Schwierigkeit seiner wis-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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