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Die Weltraetsel

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55620 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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allen anderen Gebieten der angewandten Philosophie<br />

und des praktischen Lebens gehen naturgemäß die<br />

Ansichten auch der gebildeten Menschen weit auseinander,<br />

und die persönlichen Lebenserfahrungen führen<br />

viele, sonst übereinstimmende Denker zu den verschiedensten<br />

Schlüssen.<br />

Was zunächst die Religion betrifft, so ist es eine<br />

offenkundige Unwahrheit, wenn viele meiner Gegner<br />

mich ohne weiteres als Feind derselben hinstellen. Es<br />

war mein vollkommener Ernst, wenn ich 1892 in meiner<br />

Altenburger Rede den »Monismus als Band zwischen<br />

Religion und Wissenschaft« zu begründen versuchte;<br />

und ebenso war es meine volle Überzeugung,<br />

wenn ich im 18. Kapitel der »Welträtsel« »unsere<br />

monistische Religion«, und im 19. »unsere monistische<br />

Sittenlehre« auf dem Grunde unserer modernen<br />

Entwicklungslehre festzustellen versuchte. Der Unterschied<br />

dieser monistischen Religion und Ethik von<br />

allen anderen Formen derselben besteht nur darin, daß<br />

wir als festes Fundament derselben ausschließlich die<br />

reine Vernunft in Anspruch nehmen, die Weltanschauung<br />

auf Grund der Wissenschaft, der Erfahrung<br />

und des vernünftigen Glaubens (der wissenschaftlichen<br />

Hypothese). Im Gegensatze dazu stehen alle Religionsformen,<br />

welche sich auf sogenannte »Offenbarungen«<br />

stützen, d.h. auf übernatürliche Erscheinungen,<br />

welche der wissenschaftlichen Erfahrung und der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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