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Die Weltraetsel

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55406 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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nein! Sicher nicht in dem Sinne, daß der »liebe Gott«<br />

oder die zielstrebige Naturkraft diese Grundgesetze<br />

des Weltmechanismus einmal plötzlich »aus nichts«<br />

zu einem bestimmten Zweck erschaffen hat, und daß<br />

er sie nach seinem vernünftigen Willen tagtäglich wirken<br />

läßt. <strong>Die</strong>se anthropomorphe Vorstellung von<br />

einem zwecktätigen Weltbaumeister und Weltherrscher<br />

ist hier völlig überwunden; an seine Stelle sind<br />

die »ewigen, ehernen, großen Naturgesetze« getreten.<br />

Eine ganz andere Bedeutung und Geltung als in der<br />

anorganischen besitzt der Zweckbegriff noch heute in<br />

der organischen Natur. Im Körperbau und in der Lebenstätigkeit<br />

aller Organismen tritt uns die Zwecktätigkeit<br />

unleugbar entgegen. Jede Pflanze und jedes<br />

Tier erscheinen in der Zusammensetzung aus einzelnen<br />

Teilen ebenso für einen bestimmten Lebenszweck<br />

eingerichtet wie die künstlichen, vom Menschen erfundenen<br />

und konstruierten Maschinen; und solange<br />

ihr Leben fortdauert, ist auch die Funktion der einzelnen<br />

Organe ebenso auf bestimmte Zwecke gerichtet<br />

wie die Arbeit in den einzelnen Teilen der Maschine.<br />

Es war daher ganz naturgemäß, daß die ältere naive<br />

Naturbetrachtung für die Entstehung und die Lebenstätigkeit<br />

der organischen Wesen einen Schöpfer in<br />

Anspruch nahm, der »mit Weisheit und Verstand alle<br />

Dinge geordnet« hatte, und der jedes Tier und jede<br />

Pflanze ihrem besonderen Lebenszwecke entspre-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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