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Die Weltraetsel

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55297 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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stern konnte er sagen: Ich bin ich: – heute muß er<br />

sagen: Ich bin ein anderer. Solche Intermissionen des<br />

Bewußtsein können nicht bloß Tage, sondern Monate<br />

und Jahre dauern; sie können selbst bleibend werden.<br />

Wie jedermann weiß, ist das neugeborene Kind<br />

noch ganz ohne Bewußtsein, und wie Preyer gezeigt<br />

hat, entwickelt sich dasselbe erst spät, nachdem das<br />

Kind schon lange zu sprechen angefangen hat; es<br />

spricht von sich lange Zeit in der dritten Person. Erst<br />

in dem bedeutungsvollen Momente, in welchem es<br />

zum ersten Male »ich« sagt, in welchem das »Ichgefühl«<br />

klar wird, beginnt sein Selbstbewußtsein zu keimen<br />

und damit auch der Gegensatz zur Außenwelt.<br />

<strong>Die</strong> schnellen und tiefgreifenden Fortschritte der Erkenntnis,<br />

welche das Kind durch den Unterricht der<br />

Eltern und der Schule in den ersten zehn Lebensjahren<br />

macht und später langsamer im zweiten Dezennium<br />

bis zur vollendeten geistigen Reife, sind eng verknüpft<br />

mit unzähligen Fortschritten im Wachstum<br />

und in der Entwicklung des Bewußtseins und mit<br />

derjenigen seines Organs, des Gehirns. Aber auch<br />

wenn der Schüler das »Zeugnis der Reife« erlangt hat,<br />

so ist in Wahrheit sein Bewußtsein noch lange nicht<br />

reif, und jetzt beginnt erst recht, in vielseitiger Berührung<br />

mit der Außenwelt, das »Weltbewußtsein« sich<br />

zu entwickeln. Jetzt erst reift im dritten Dezennium<br />

jene vollständige Ausbildung des vernünftigen Den-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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