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Die Weltraetsel

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55322 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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fest überzeugt wie von seiner eigenen. Einzelne seiner<br />

intelligentesten Hunde standen nach seinem objektiven<br />

Vergleiche auf einer höheren psychischen Stufe<br />

als seine alte, stumpfsinnige Magd und der rohe, einfältige<br />

Knecht. Jeder unbefangene Beobachter, der<br />

jahrelang das bewußte und intelligente Seelenleben<br />

ausgezeichneter Hunde studiert, der aufmerksam die<br />

physiologischen Vorgänge ihres Denkens, Urteilens,<br />

Schließens verfolgt hat, wird zugeben müssen, daß sie<br />

mit gleichem Rechte die »Unsterblichkeit« für sich in<br />

Anspruch nehmen können wie der Mensch.<br />

<strong>Die</strong> Gründe, welche man seit zweitausend Jahren<br />

für die Unsterblichkeit der Seele anführt, und welche<br />

auch heute noch dafür geltend gemacht werden, entspringen<br />

zum größten Teile nicht dem Streben nach<br />

Erkenntnis der Wahrheit, sondern vielmehr dem sogenannten<br />

»Bedürfnis des Gemütes«, d.h. dem Phantasieleben<br />

und der Dichtung. Um mit Kant zu reden, ist<br />

die Unsterblichkeit der Seele nicht ein Erkenntnisobjekt<br />

der reinen Vernunft, sondern ein »Postulat der<br />

praktischen Vernunft«. <strong>Die</strong>se letztere und die mit ihr<br />

zusammenhängenden »Bedürfnisse des Gemütes, der<br />

moralischen Erziehung« usw. müssen wir aber ganz<br />

aus dem Spiele lassen, wenn wir ehrlich und unbefangen<br />

zur reinen Erkenntnis der Wahrheit gelangen wollen;<br />

denn diese ist einzig und allein durch empirisch<br />

begründete und logisch klare Schlüsse der reinen Ver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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