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Die Weltraetsel

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55522 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

500<br />

Andachtsübungen und gedankenlose Gebete, nicht die<br />

Opfergaben des Ablasses und der Peterspfennige. <strong>Die</strong><br />

kostbaren Gaben, mit denen uns die Göttin der Wahrheit<br />

beschenkt, sind die herrlichen Früchte vom<br />

Baume der Erkenntnis und der unschätzbare Gewinn<br />

einer klaren, einheitlichen Weltanschauung, – aber<br />

nicht der Glaube an übernatürliche »Wunder« und das<br />

Wahngebilde eines »ewigen Lebens«.<br />

Anders als mit dem ewig Wahren verhält es sich<br />

mit dem Gottesideal des ewig Guten. Während bei der<br />

Erkenntnis der Wahrheit die Offenbarung der Kirche<br />

völlig auszuschließen und allein die Erforschung der<br />

Natur zu befragen ist, fällt dagegen der Inbegriff des<br />

Guten, den wir Tugend nennen, in unserer monistischen<br />

Religion größtenteils mit der christlichen Tugend<br />

zusammen. Natürlich gilt das nur von dein ursprünglichen,<br />

reinen Christentum der drei ersten Jahrhunderte,<br />

wie dessen Tugendlehren in den Evangelien<br />

und in den paulinischen Briefen niedergelegt sind; –<br />

es gilt aber nicht von der vatikanischen Karikatur<br />

jener reinen Lehre, welche die europäische Kultur zu<br />

ihrem unendlichen Schaden durch zwölf Jahrhunderte<br />

beherrscht hat. Den besten Teil der christlichen<br />

Moral, an dem wir festhalten, bilden die Humanitätsgebote<br />

der Liebe und Duldung, des Mitleids und der<br />

Hilfe. Nur sind diese edlen Pflichtgebote, die man als<br />

»christliche Moral« (im besten Sinne!) zusammen-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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