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Die Weltraetsel

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55324 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

302<br />

Beweis, daß der Glaube an die Unsterblichkeit ebenso<br />

wie an Gott eine angeborene, allen Menschen gemeinsame<br />

Wahrheit sei, ist tatsächlicher Irrtum. Der ontologische<br />

Beweis, daß die Seele als ein »einfaches, immaterielles<br />

und unteilbares Wesen« unmöglich mit<br />

dem Tode verschwinden könne, beruht auf einer ganz<br />

falschen Auffassung der psychischen Erscheinungen:<br />

sie ist ein spiritualistischer Irrtum. Alle diese und andere<br />

ähnliche »Beweise für den Athanismus« sind<br />

hinfällig geworden; sie sind durch die wissenschaftliche<br />

Kritik der letzten Dezennien definitiv widerlegt.<br />

Gegenüber den angeführten, sämtlich unhaltbaren<br />

Gründen für die Unsterblichkeit der Seele ist es bei<br />

der hohen Bedeutung dieser Frage wohl zweckmäßig,<br />

die wohlbegründeten, wissenschaftlichen Beweise<br />

gegen dieselbe hier kurz zusammenzufassen. Der physiologische<br />

Beweis lehrt uns, daß die menschliche<br />

Seele ebenso wie die der höheren Tiere kein selbständiges,<br />

immaterielles Wesen ist, sondern der Kollektivbegriff<br />

für eine Summe von Gehirnfunktionen;<br />

diese sind ebenso wie alle anderen Lebenstätigkeiten<br />

durch physikalische und chemische Prozesse bedingt,<br />

also auch dem Substanzgesetz unterworfen. Der histologische<br />

Beweis gründet sich auf den höchst verwikkelten<br />

mikroskopischen Bau des Gehirns und lehrt<br />

uns in den Ganglienzellen desselben die wahren »Elementarorgane<br />

der Seele« kennen. Der experimentelle<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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