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Die Weltraetsel

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55219 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

197<br />

schauung.<br />

Der gewaltige Kampf zwischen Deterministen und<br />

Indeterministen, zwischen den Gegnern und den Anhängern<br />

der Willensfreiheit, ist heute, nach mehr als<br />

zwei Jahrtausenden, endgültig zugunsten der ersteren<br />

entschieden. Der menschliche Wille ist ebensowenig<br />

frei als derjenige der höheren Tiere, von welchem er<br />

sich nur dem Grade, nicht der Art nach unterscheidet.<br />

Während noch im achtzehnten Jahrhundert das alte<br />

Dogma von der Willensfreiheit wesentlich mit allgemeinen,<br />

philosophischen und kosmologischen Gründen<br />

bestritten wurde, hat uns dagegen das neunzehnte<br />

Jahrhundert ganz andere Waffen zu dessen definitiver<br />

Widerlegung geschenkt, die gewaltigen Waffen, welche<br />

wir dem Arsenal der vergleichenden Physiologie<br />

und Entwicklungsgeschichte verdanken. Wir wissen<br />

jetzt, daß jeder Willensakt ebenso durch die Organisation<br />

des wollenden Individuums bestimmt und<br />

ebenso von den jeweiligen Bedingungen der umgebenden<br />

Außenwelt abhängig ist wie jede andere Seelentätigkeit.<br />

Der Charakter des Strebens ist von vornherein<br />

durch die Vererbung von Eltern und Voreltern<br />

bedingt; der Entschluß zum jedesmaligen Handeln<br />

wird durch die Anpassung an die momentanen Umstände<br />

gegeben, wobei das stärkste Motiv den Ausschlag<br />

gibt, entsprechend den Gesetzen, welche die<br />

Statistik der Gemütsbewegungen bestimmen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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