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Die Weltraetsel

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55625 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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ebenso wie viele Mythen und Erzählungen anderer<br />

Religionen, und wie diejenigen des klassischen Altertums.<br />

Auch sind ihre Phantasiegebilde von höchster<br />

Bedeutung für alle Zweige der Kunst, der Dichtkunst<br />

und der Tonkunst ebenso wie der bildenden Kunst.<br />

Wir verdanken ihnen eine Fülle der herrlichsten<br />

Schöpfungen des Menschengeistes; und für unser<br />

Gemüt ist diese Idealwelt eine unerschöpfliche Quelle<br />

der Erbauung und des Trostes inmitten unseres unvollkommenen<br />

realen Lebens. Aber dieselben Idealgebilde<br />

bergen in sich die höchsten Gefahren, wenn sie<br />

als reale Wahrheiten gepredigt werden, von deren Anerkennung<br />

Seligkeit oder Verdammnis abhängt; und<br />

wenn sie zur Grundlage oder gar zur Voraussetzung<br />

der Wissenschaft gemacht werden. Dann gleitet die<br />

letztere unaufhaltsam auf der schiefen Ebene der Mystik<br />

in die Arme des Aberglaubens; sie wird zur Todfeindin<br />

der reinen Vernunft.<br />

Vollends verderblich werden diese Idealgebilde der<br />

Dichtung, wenn sie als übernatürliche »Offenbarungen«<br />

gedeutet und von der praktischen Vernunft zu<br />

politischen und weltlichen Zwecken gemißbraucht<br />

werden. Dann entwickelt sich jenes verderbliche<br />

Übergewicht der geistlichen über die weltliche Macht,<br />

jene unzähmbare Herrschsucht der Kirche, welche den<br />

Staat lediglich zu ihren egoistischen Zwecken ausbeutet.<br />

Je höher und anspruchsvoller sich die einheitliche<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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