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Die Weltraetsel

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55599 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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zungslose« Erforschung der durch Sinnestätigkeit erkannten<br />

Tatsachen, als Ausgangspunkt aller sicheren<br />

Erkenntnis festhält, also a posteriori verfährt. Kant<br />

hingegen schließt umgekehrt a priori, aus der inneren<br />

Selbstbetrachtung seiner Vernunft, auf die Existenz<br />

und Beschaffenheit der Außenwelt. <strong>Die</strong> »Anfangsgründe<br />

der Naturwissenschaft« sind für Kant »metaphysisch«<br />

und transszendental, für unsere monistische<br />

Weltanschauung hingegen physikalisch und empirisch.<br />

Ebenso verhält es sich mit der Mathematik; ihre<br />

festen und unanfechtbaren Grundsätze bestehen nach<br />

Kant vor aller Erfahrung und unabhängig von ihr;<br />

nach unserer Überzeugung sind dieselben (- wie<br />

schon Stuart Mill u. a. gezeigt haben -) die letzten,<br />

abstrakten Ergebnisse von Vernunftschlüssen, die<br />

durch eine lange Kette von Erfahrungen im Laufe der<br />

Kulturentwicklung allmählich errungen wurden.<br />

Ja, Entwicklung ist auch hier das Zauberwort, welches<br />

alle »Welträtsel« (- bis auf das eine letzte, das<br />

Substanzproblem! -) zur Lösung führt. Wie sich der<br />

graue Rindenmantel unseres Großhirns, des wichtigsten<br />

Seelenorgans, im Laufe der Tertiärzeit aus der<br />

einfacheren Großhirnrinde unserer Primatenahnen<br />

phylogenetisch entwickelt hat, so sind auch dessen<br />

physiologische Funktionen gleichzeitig aus der niederen<br />

Seelentätigkeit der letzteren bis zu den Anfängen<br />

des Zählens und Messens bei den niederen Naturvöl-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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