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Die Weltraetsel

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55311 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

289<br />

ren jüdischen Religion; weder in den fünf Büchern<br />

Moses' noch in jenen älteren Schriften des Alten Testamentes,<br />

welche vor dem babylonischen Exil geschrieben<br />

wurden, ist die Lehre von der individuellen<br />

Fortdauer nach dem Tode zu finden.<br />

<strong>Die</strong> mystische Vorstellung, daß die Seele des Menschen<br />

nach seinem Tode fortdauere und unsterblich<br />

weiterlebe, ist sicher wiederholt (polyphyletisch) entstanden.<br />

Sie fehlte dem ältesten, schon mit Sprache<br />

begabten Urmenschen (dem Homo primigenius)<br />

gewiß ebenso wie seinen Vorfahren, dem Pithecanthropus<br />

und Prothylobates, und wie seinen modernen,<br />

wenig entwickelten Nachkommen, den Weddas von<br />

Ceylon, den Seelongs von Indien und anderen zerstreut<br />

wohnenden Naturvölkern. Erst bei zunehmender<br />

Vernunft, bei eingehenderem Nachdenken über<br />

Leben und Tod, über Schlaf und Traum, entwickelten<br />

sich bei verschiedenen älteren Menschenrassen – unabhängig<br />

voneinander – mystische Vorstellungen<br />

über die dualistische Komposition unseres Organismus.<br />

Sehr verschiedene Motive werden bei diesem<br />

polyphyletischen Vorgange zusammengewirkt haben:<br />

Ahnenkultus, Verwandtenliebe, Lebenslust und<br />

Wunsch der Lebensverlängerung, Hoffnung auf bessere<br />

Lebensverhältnisse im Jenseits, Hoffnung auf Belohnung<br />

der guten und Bestrafung der schlechten<br />

Taten usw. <strong>Die</strong> vergleichende Psychologie hat uns<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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