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Die Weltraetsel

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55227 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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schaft« oder »sexuelle Zellenliebe« nennen. Zahlreiche<br />

Geißelzellen des Sperma schwimmen auf die ruhige<br />

Eizelle lebhaft hin und versuchen in deren Körper<br />

einzudringen. Wie Hertwig (1875) gezeigt hat, gelingt<br />

es aber normalerweise nur einem einzigen glücklichen<br />

Bewerber, das ersehnte Ziel wirklich zu erreichen.<br />

Sobald sich dieses bevorzugte »Samentierchen«<br />

mit seinem »Kopfe« (d.h. dem Zellenkern) in den<br />

Leib der Eizelle eingebohrt hat, wird von der Eizelle<br />

eine dünne Schleimschicht abgesondert, welche das<br />

Eindringen anderer männlicher Zellen verhindert. Nur<br />

wenn Hertwig durch niedere Temperatur die Eizelle in<br />

Kältestarre versetzte oder sie durch narkotische Mittel<br />

(Chloroform, Morphium, Nikotin) betäubte, unterblieb<br />

die Bildung dieser Schutzhülle; dann trat<br />

»Überfruchtung oder Polyspermie« ein, und zahlreiche<br />

Samenfäden bohrten sich in den Leib der bewußtlosen<br />

Zelle ein (Anthropogenie S. 156). <strong>Die</strong>se merkwürdige<br />

Tatsache bezeugt ebenso einen niederen Grad<br />

von »zellularem Instinkt« (oder mindestens von spezifischer,<br />

sinnlicher, lebhafter Empfindung) in den beiderlei<br />

Geschlechtszellen wie die wichtigen Vorgänge,<br />

die gleich darauf sich in ihrem Inneren abspielen. <strong>Die</strong><br />

beiderlei Zellenkerne, der weibliche Eikern und der<br />

männliche Spermakern, ziehen sich gegenseitig an,<br />

nähern sich und verschmelzen bei der Berührung vollständig<br />

miteinander. So ist denn aus der befruchteten<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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