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VEDA VYDAVATEĽSTVO SLOVENSKEJ AKADÉMIE VIED

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HANS FRIESEN<br />

spruch der Sprache. Voraussetzung dafür, diesen Zuspruch zu empfangen, ist,<br />

daß wir das eigene Wesen der Sprache schon achten.<br />

Das heißt allerdings, von einer alten Vorstellung über die Sprache Abschied<br />

zu nehmen, nämlich, wir seien Bildner und Meister der Sprache. Für Heidegger<br />

verhält es sich eher umgekehrt, indem er sagt: „Der Mensch spricht erst<br />

und nur, insofern er der Sprache entspricht, indem er auf ihren Zuspruch hört.“ 3<br />

In jenem „Sagen, das im Element des Dichtens spricht“, könne der Mensch den<br />

Zuspruch der Sprache hören. Heidegger läßt uns zunächst nur zwei Verszeilen<br />

aus dem Hölderlinschen Gedicht „In lieblicher Bläue“ hören:<br />

„Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet Der Mensch auf dieser Erde.“<br />

Heidegger weist darauf hin, daß der Grundton der Verse im Wort „dichterisch“<br />

schwingt. 4 Doch diesem Wort gehen die Worte: „Voll Verdienst, doch ...“<br />

vorauf. Damit das folgende Wort nicht als „Einschränkung in das verdienstvolle<br />

Wohnen des Menschen“ gehört wird, betont Heidegger, daß die Einschränkung<br />

durch die Wendung „Voll Verdienst“ genannt wird. Er schlägt vor, dieser Wendung<br />

ein „zwar“ hinzuzufügen. Damit will Heidegger zeigen, daß die Verdienste,<br />

die sich auf ein Hegen und Pflegen der Dinge beziehen und als eine Art des<br />

Bauens verstanden werden müssen, niemals das Wesen des Wohnens ausfüllen.<br />

Denn das Bauen sei eine Wesensfolge des Wohnens, nicht sein Grund oder gar<br />

seine Gründung. So lautet der von Heidegger korrigierte Vers nun:<br />

Voll Verdienst (zwar),<br />

doch dichterisch, wohnet der Mensch ...<br />

Unsere Verdienste beziehen sich auf die Erde, die wir gehegt und gepflegt<br />

haben, und auf die Werke, die wir gebaut haben. Aber diese Verdienste können<br />

das Wesen des Wohnens niemals ausfüllen, denn das Bauen sei lediglich eine<br />

Wesensfolge, nicht der Grund des Wohnens. Bauen eignet sich nicht zur<br />

Gründung des Wohnens. Denn Bauen, wie Heidegger es versteht, erfolgt aus<br />

dem Wohnen, nicht umgekehrt. Denn ursprünglich ist das Bauen nämlich in sich<br />

selber bereits ein Wohnen. Heidegger blickt in diesem Zusammenhang auf die<br />

Herkunft des Wortes. 5 Das althochdeutsche Wort für „bauen“, „buan“, heißt<br />

„wohnen“. Daneben gibt es für „buan“ noch zwei weitere Bedeutungen: Zum ei-<br />

3 Ebd., S. 184.<br />

4 Vgl. S. 185f.<br />

5 Vgl. M. Heidegger, Bauen Wohnen Denken, in: ders., Vortäge und Aufsätze, a. a. O. Vgl.<br />

dazu B. Biella, Eine Spur ins Wohnen legen. Entwurf einer Philosophie des Wohnens mit Heidegger<br />

und über Heidegger hinaus, Düsseldorf/Bonn 1998.<br />

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