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VEDA VYDAVATEĽSTVO SLOVENSKEJ AKADÉMIE VIED

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HANS FRIESEN<br />

Elemente bilden eine ursprüngliche Einheit, die Heidegger das „Geviert“ nennt. In<br />

diesem Geviert „sind“ die Menschen nur, so Heidegger, indem sie „wohnen“.<br />

Doch nach dem Wort Hölderlins kann es Heidegger zufolge ein ursprüngliches<br />

Wohnen nur geben, wenn zuvor der Dichter die „Dimension“, das Zwischen<br />

von Himmel und Erde, durchmessen und gemessen hat. Sinn und Bedeutung des<br />

Gevierts von Erde und Himmel, den Göttlichen und den Sterblichen kann sich den<br />

Menschen erst erschließen, nachdem die Dichter es gedichtet haben.<br />

Doch zum „dichterischen“ Wohnen gehört auch noch, daß der Mensch bei<br />

den „Dingen“ wohnt. Die Dinge „sind“, sagt Heidegger, insofern sie „dingend“<br />

das Geviert, die Weltgegenden, „anwesen“ lassen. Der Mensch wohnt dichterisch<br />

bei den Dingen und mit ihnen, wenn er die „wachtümlichen Dinge“ hegt<br />

und pflegt und das Geviert in ihnen „verwahrt“.<br />

Doch wohnen die Menschen heute „dichterisch“? Schonen sie das Geviert?<br />

Nach Heideggers Auffassung wird das Geviert heute gerade nicht geschont, sondern,<br />

im Gegenteil, die Erde wird ausgenützt und abgemüht. Sie wird auf Energie<br />

und Rohstoffe hin „gestellt“ und damit schließlich „verwüstet“. Dichterisch wohnen<br />

aber heißt, „den Segen der Erde empfangen, im Gesetz dieser Empfängnis<br />

heimisch werden, um das Geheimnis des Seins zu hüten und über die Unverletzlichkeit<br />

des Möglichen zu wachen“.<br />

Der heutige Mensch jedoch, der innerhalb der Herrschaft des technischen<br />

Wesens in „Betrieben“ angestellt ist und wie ein „Bestand-Stück“ in den<br />

schmucklosen, aber funktionalen Hochhäusern der Großstädte haust, wohnt Heidegger<br />

zufolge gewiß nicht mehr dichterisch auf der Erde und unter dem Himmel.<br />

Die Stadt, darin ist sich Heidegger ganz sicher, ist eine Gestalt der „décadence“,<br />

die Zerfallserscheinung schlechthin. Dagegen ist die Landschaft des<br />

Schwarzwaldes geeignet, die gesuchten positiven Dimensionen für die Möglichkeit<br />

des dichterischen Wohnens bereitzustellen.<br />

„Warum wir in der Provinz bleiben müssen“<br />

Heideggers enge Bindung an seine Heimat hatte sich schon früh gezeigt. In<br />

seinem Text „Warum bleiben wir in der Provinz?“ beschäftigt er sich mit dem<br />

Gegensatz von Stadt und Land und, damit verbunden, mit dem Gegensatz von<br />

Sprechen und Schweigen. 8 Während das Sprechen eher mit dem Städter verbun-<br />

8<br />

Vgl. M. Heidegger, Schöpferische Landschaft: Warum bleiben wir in der Provinz? In: ders.,<br />

Gesamtausgabe, Bd. 13, Frankfurt am Main 1983, S. 9f.<br />

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