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VEDA VYDAVATEĽSTVO SLOVENSKEJ AKADÉMIE VIED

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HANS FRIESEN<br />

Der Text enthält zwei zwar aufeinander verweisende, aber miteinander<br />

nicht vereinbarende Dimensionen: zum einen die Landschaft (wie sie sich einem<br />

Touristen oder Besucher darbietet: nämlich als ästhetisches Phänomen) und zum<br />

anderen die einheimische Welt der Arbeit. Die Landschaft in ihrem ästhetischen<br />

Erscheinungsbild wird zwar als Teil in einem Ganzen integriert, das Heidegger<br />

als „meine Arbeitswelt“ bezeichnet, doch die Distanzierung von jeder genießerischen<br />

Versenkung und künstlichen Einfühlung ist unüberhörbar. Denn der Zugang<br />

zur Bergwirklichkeit ist allein durch „die Arbeit“ legitimiert. Die Hütte<br />

Heideggers ist ebenso ein „Ort der Arbeit“ wie der Bauernhof. Heidegger, der<br />

sich mit dieser Auffassung deutlich vom modernen urban geprägten Menschen<br />

abgrenzt, der ja nicht auf dem Lande sondern in den Städten arbeitet und den<br />

Schwarzwald daher nicht als Arbeitswelt sondern als ästhetische Landschaft wahrnimmt,<br />

wollte seine Arbeit in enger Nachbarschaft zu der der Bauern gesehen<br />

wissen:<br />

„Die philosophische Arbeit verläuft nicht als abseitige Beschäftigung eines<br />

Sonderlings. Sie gehört mitten hinein in die Arbeit der Bauern. Wenn der Jungbauer<br />

den schweren Hörnerschlitten den Hang hinaufschleppt und ihn alsbald<br />

mit Buchenscheiten hoch beladen in gefährlicher Abfahrt seinem Hof zulenkt,<br />

wenn der Hirt langsam-versonnenen Schrittes sein Vieh den Hang hinauftreibt,<br />

wenn der Bauer in seiner Stube die unzähligen Schindeln für sein Dach werkgerecht<br />

herrichtet, dann ist meine Arbeit von derselben Art. Darin wurzelt die unmittelbare<br />

Zugehörigkeit zu den Bauern.“ 11<br />

Heidegger ist der festen Überzeugung, daß der Ort der geistigen Arbeit<br />

nicht in den Städten, sondern nur auf dem Lande liegen könne. In den Städten<br />

diagnostiziert er einen fundamentalen Angriff auf die „Bodenständigkeit“ der<br />

Menschen. Der modernen Stadt, den Medien und der Industrialisierung von<br />

Landwirtschaft und Wissenschaft stellte er die „bäuerliche Heimat“ entgegen.<br />

Hinter seiner Kritik der städtischen Welt und seiner Aufwertung des Bauerntums<br />

steht ein klares und eindeutiges Bekenntnis. Die Zugehörigkeit zu dieser Welt<br />

gewinnt man jedoch nicht über das Gespräch. Die Welt der Bauern ist nicht wie<br />

die der Städter eine Kommunikationsöffentlichkeit. Zur Welt des Bauern gehört<br />

man oder gehört man eben nicht. Und gehört man dazu, dann bringt man diese<br />

Zugehörigkeit nicht noch im einem Gespräch zum Ausdruck, sondern schweigt<br />

darüber.<br />

48<br />

11 Ebd., S. 10.

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