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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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Modell einer <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Lehre gleichberechtigt integrierenden <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universität<br />

konnte sich nicht durchsetzen. Die Universitäten blieben lange stark auf ihre Funktion als<br />

höchste Institutionen des Bildungswesens (Verleihung von akademischen Graden <strong>und</strong><br />

Berufsberechtigungen, Ausbildung des Lehrpersonals) fixiert. Das wissenschaftliche Personal<br />

an Universitäten verstand sich weitestgehend als Lehrende. Erst mit der Universitätsreform<br />

1968 wurde durch die Schaffung der Kategorie „enseignants-chercheurs“ („Lehrende-<br />

Forschende) eine Kombination von Lehre <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> an den Hochschulen betont (vgl.<br />

Krauss 1996, 45ff.). Die Laufbahnen als „enseignant-chercheur“ an Universitäten <strong>und</strong><br />

„chercheur“ an <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>einrichtungen werden bis heute als unterschiedlich akzentuierte<br />

Berufsbilder aufgefasst 46 . Zu einer Aufwertung der Universitätsforschung ist es in weiterer<br />

Folge insbesondere durch enge Kooperationsbeziehungen zu außeruniversitären<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>einrichtungen auf institutioneller <strong>und</strong> personeller Ebene (ForscherIn einer<br />

außeruniversitären Institution <strong>und</strong> Universitätslehrende in Personalunion) gekommen.<br />

Das 1939 gegründete Centre national de la recherche scientifique (CNRS) sollte einen<br />

Entwicklungsrückstand des französischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systems – insbesondere auch im<br />

Kontext technologisch-militärischer Zielsetzungen – ausgleichen helfen. Orientiert am Modell<br />

des sowjetischen Akademiesystems wurde eine alle Disziplinen umfassende Organisation<br />

geschaffen (vgl. dazu Comité National de la Recherche Scientifique <strong>und</strong> Fachräte des CNRS).<br />

Das CNRS verfügt über mehr als 25.000 MitarbeiterInnen <strong>und</strong> damit über r<strong>und</strong> ein Sechstel<br />

aller ForscherInnen des öffentlichen Sektors - <strong>und</strong> Organisationsstruktur verliehen dem CNRS<br />

ein vergleichsweise starke Autonomie gegenüber politischen Akteuren <strong>und</strong> eine dominante<br />

Position innerhalb der französischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik.<br />

Die Gründung großer staatlicher <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institutionen (z.B. für Atomforschung mit mehr<br />

als 11.000 Beschäftigten oder für Ges<strong>und</strong>heitsforschung mit mehr als 5000 Beschäftigten),<br />

die Fachministerien zugeordnet sind, lässt sich als Reaktion auf die Dominanz des CNRS<br />

sowie als Versuch der Fachministerien interpretieren, forschungspolitischen Einfluss zu<br />

gewinnen. Allerdings verfügen auch diese <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>einrichtungen über vergleichsweise<br />

hohe Autonomie <strong>und</strong> sind nicht als „Ressortforschungseinrichtungen“ im engeren Sinn zu<br />

verstehen (vgl. Krauss 1996, 56) Diese außeruniversitären <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institutionen sind<br />

hinsichtlich ihres rechtlichen Status <strong>und</strong> damit ihrer budgetären Autonomie differenziert, <strong>und</strong><br />

zwar in sog. EPST (Etablissements Publics à caractère Scientifique et Technologique /<br />

Öffentliche Einrichtungen der wissenschaftlichen <strong>und</strong> technologischen <strong>Forschung</strong>), EPIC<br />

(Etablissements Publics à caractère Industriel et Commercial / öffentliche Einrichtungen der<br />

kommerziellen <strong>und</strong> industriellen <strong>Forschung</strong>) <strong>und</strong> EPA (Etablissement Public à caractère<br />

Administratif / Öffentliche Einrichtungen der administrativen <strong>Forschung</strong>). Neben dem CNRS<br />

sind in diesen staatlichen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institutionen insgesamt mehr als 50.000 Personen<br />

(Vollzeitäquivalente) beschäftigt.<br />

Zu den weiteren Besonderheiten des französischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systems zählt die strikte<br />

Trennung der zivilen von der militärischen <strong>Forschung</strong>, die auch in den Berichtssystemen<br />

(budget civil, budget militaire) stets getrennt behandelt werden. Der Großteil der militärischen<br />

<strong>Forschung</strong> erfolgt in Unternehmen der Rüstungsindustrie, zu einem kleineren Teil in<br />

öffentlichen Institutionen der Militärforschung. Auf die Militärforschung entfallen r<strong>und</strong> ein<br />

Drittel aller öffentlichen Ausgaben für F&E (vgl. Krauss 1996, 47).<br />

Steuerungsprobleme der französischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik entstehen einerseits im Verhältnis<br />

zwischen den großen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institutionen <strong>und</strong> den politischen Akteuren, andererseits in<br />

46 vgl. die Publikation Ministère Education nationale/Ministere de la Recherche: Les métiers de l’enseignement<br />

supérieur et de la recherche 2000-2001.<br />

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