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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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Die institutionelle Differenzierung ist im amerikanischen System stärker als jene nach<br />

Disziplinen, aber "reiche" <strong>und</strong> "arme" Disziplinen gibt es natürlich ebenfalls (die<br />

Unterschiede nehmen zu); in den führenden <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universitäten finden aber auch<br />

Geisteswissenschafter ausgezeichnete Arbeitsbedingungen vor. Die Disziplinen mit hohen<br />

externen Einkünften können über Projektfinanzierung viel <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>nachwuchs anstellen,<br />

häufig als "post-docs" (eine Form die tendenziell das Doktoratsstudium als Endphase des<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>trainings ablöst. Dabei gibt es freilich das Risiko einer "Ausbeutung" in Form<br />

jahrelanger perspektiveloser Projektmitarbeit, die dann in eine Sackgasse führt. In den<br />

Geisteswissenschaften gibt es dieses Risiko kaum, hingegen kommt auch in den USA die<br />

isolierte Arbeit an der Dissertation.<br />

In den ersten beiden Jahren des graduate Studiums dominiert aber die über<br />

Lehrveranstaltungen vermittelte organisierte Auseinandersetzung mit den Gr<strong>und</strong>kenntnissen<br />

<strong>und</strong> -fertigkeiten des jeweiligen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>gebiets. Hier setzt das department kollektiv<br />

verbindliche Standards (an denen es, in den <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>rankings, auch gemessen wird). Das<br />

beginnt bei der Aufnahme der Studenten, über die bei graduate students vom department<br />

entschieden wird (im Gegensatz zu den <strong>und</strong>ergraduates, die von einem central admission<br />

office aufgenommen werden). Das ist bereits ein deutliches Signal: hier dominieren die<br />

akademischen Werte, hier ist die Universität nicht mehr (wie im <strong>und</strong>ergraduate Studium)<br />

Serviceeinrichtung für die Gesellschaft. In den ersten beiden Jahren steht dann das coursework<br />

im Mittelpunkt; diese Phase wird von einer umfassenden (comprehensive) Prüfung<br />

absgeschlossen, daran schließt sich die praktische Eingliederung in die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>gruppen<br />

<strong>und</strong> -projekte des departments an. Die Wahl <strong>und</strong> Durchführung der Dissertation wird von<br />

einem committee begleitet, das 3-5 Mitglieder des departments umfasst. Diese kollektive<br />

Verantwortung des departments für die Ausbildung des <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>nachwuchses ist das<br />

spezifische Merkmal der amerikanischen graduate school, das sie von anderen<br />

Universitätssystemen unterscheidet.<br />

Der hohe Stellenwert von course-work für das Doktoratsstudium ist auch aus der Perspektive<br />

der etablierten Forscher ein Anknüpfungspunkt zur Stärkung der Einheit von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong><br />

Lehre. Denn in diesen Lehrveranstaltungen können tatsächlich die Fragestellungen der jeweils<br />

aktuellen <strong>Forschung</strong> aufgegriffen werden (was im <strong>und</strong>ergraduate Studium, wo die<br />

Lehrveranstaltungen Einführungscharakter haben, nicht möglich ist). Betrachtet man nun das<br />

quantitative Verhältnis von Kursen für <strong>und</strong>ergraduates <strong>und</strong> graduates, dann wird erneut die<br />

massive Quersubventionierung von der Lehre zur <strong>Forschung</strong> deutlich, die an den<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universitäten einer der Eckpfeiler der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung ist: an den Reserach<br />

Univesities I sind annähernd die Hälfte der Lehrveranstaltungen für graduate students<br />

bestimmt, die aber nur einen vergleichsweise kleinen Anteil bilden. (Z.B. Chemie an der<br />

UCLA: mehr als 50 Kurse für 250 graduate students, weniger als 50 Kurse für 700<br />

<strong>und</strong>ergraduates mit major in Chemie <strong>und</strong> zusätzliche 4000 mit Chemie als Wahlfach.) An die<br />

Stelle der standardisierten Massenlehrveranstaltungen mit Einführungscharakter treten kleine<br />

spezialisierte Seminare, in denen die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>interessen des Lehrkörpers zum Ausdruck<br />

kommen. (Natürlich gibt es diese Elemente in allen Hochschulsystemen; die Besonderheit des<br />

amerikanischen Systems liegt darin, dass sie in verbindlicher <strong>und</strong> transparenter Weise<br />

unterschiedlichen Phasen der Ausbildung zugeordnet sind, worüber Konsens auf der Ebene<br />

des departments nötig ist.)<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist klar, dass das forschungsorientierte akademische Personal der<br />

graduate education ein möglichst großes Gewicht geben möchte. Die private<br />

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