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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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Im traditionellen amerikanischen College konnte <strong>Forschung</strong> nicht Fuß fassen. Wer an<br />

<strong>Forschung</strong> interessiert war, ging nach Europa, vor allem nach Deutschland. Die<br />

amerikanische <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universität verdankt sich dem Bestreben der Rückkehrer, das in<br />

Europa Erfahrene ins eigene Land zu übertragen. Sie ist ein Amalgam aus deutschem<br />

Idealismus <strong>und</strong> amerikanischem Pragmatismus. Das Humboldt`sche Vorbild wurde aber nicht<br />

einfach kopiert, sondern an die Bedingungen der “Neuen Welt” angepasst. Die von<br />

Auslandsaufenthalten heimkehrenden Forscher wollten die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universität an die<br />

Stelle des Colleges setzen. Dabei gab es folgende Probleme:<br />

• Das College mit seinen allgemeinbildenden <strong>und</strong> erzieherischen Funktionen zu<br />

eliminieren <strong>und</strong> an seine Stelle <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>abteilungen (deren<br />

Ausbildungsfunktion sich wie in Europa auf den <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>nachwuchs <strong>und</strong> die<br />

gehobenen Professionen beschränkt) zu setzen war unmöglich, wenn die<br />

Universität die materielle Unterstützung seitens der Gesellschaft nicht verlieren<br />

wollte.<br />

• Auch eine horizontale Integration von <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>abteilungen (neben das College)<br />

erwies sich nicht als erfolgreich, da sich auf diese Weise die unterschiedliche<br />

Wertigkeit der Abschlüsse nicht lösen lies.<br />

Die Lösung bestand in der Entwicklung der zweiphasigen (two tier), "horizontalen"<br />

Universität: auf das College, das sein traditionelles Aufgabenprofil behielt (<strong>und</strong>ergraduate<br />

education), wurde die "graduate school" aufgesetzt, deren Aufgabe in <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>ausbildung (PhD) liegt. Bemerkenswert an dieser Entwicklung war, dass sie ohne<br />

jegliche staatliche Involvierung (weder auf Ebene des Einzel-, noch des B<strong>und</strong>esstaates) vor<br />

sich ging. Die Weichenstellungen erfolgten durch private Initiativen, die durch private<br />

Förderer finanziert wurden (John Hopkins, Chicago, Stanford). Jene Universitäten, die über<br />

ausreichende Eigenmittel verfügten, schlossen sich dem Weg, den die neugegründeten<br />

privaten <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universitäten einschlugen, bald an. Ein kritische Frage war, ob man die<br />

unterschiedlichen Funktionen von <strong>und</strong>ergraduate <strong>und</strong> graduate education zwei getrennten<br />

Bereichen des Lehrkörpers zuteilen sollte. Es setzte sich die integrierte Lösung durch, die<br />

<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Lehre als Aufgabe des gesamten akademischen Personals definiert. Ein<br />

weiterer Punkt war die Sicherung der internationalen Reputation des PhD. Zu diesem Zweck<br />

wurde ein Verfahren zur Akkreditierung von Doktoratsprogrammen ins Leben gerufen.<br />

Aber auch das amerikanische College hätte nicht eine ständig steigende Bildungsnachfrage<br />

mobilisieren <strong>und</strong> im internationalen Maßstab zum Pionier der Hochschulexpansion werden<br />

können, hätte es sich nicht gr<strong>und</strong>legend verändert. Das altmodische Curriculum wurde an den<br />

Stand der zeitgenössischen Wissenschaften angepasst; die Einführung von<br />

Wahlmöglichkeiten (electives) gab den Studenten Einflussmöglichkeiten auf die<br />

Studiengestaltung; das von puritanischer Gesinnung <strong>und</strong> strikter Disziplin geprägte<br />

Sozialklima wurde gelockert; der Ausbau extracurricularer Aktivitäten (v.a. Sport) trug dazu<br />

bei, das College zu einer von den Werten der peer group durchdrungenen “Lebensform” zu<br />

machen. Nicht zuletzt wegen der exemplarischen Vertiefung <strong>und</strong> Schwerpunktbildung<br />

(major) bietet es bis heute einen ersten Berufsqualifizierenden Abschluss, der vom<br />

Beschäftigungssystem akzeptiert wird.<br />

In den Pionierjahren musste die Entwicklung der graduate education aus dem Privatvermögen<br />

der Universitäten finanziert werden. In der 1.Hälfte des 20. Jhs (bis zum Eintritt der USA in<br />

den 2.Weltkrieg, 1940), kam externes Geld von privaten Stiftungen hinzu. <strong>Forschung</strong> in privat<br />

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