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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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- Berichtslegung durch Kollektivorgane, in denen konkurrenzierende Positionen<br />

vertreten werden. Im Fall eines unüberbrückbaren Dissenses im Organ ist auf eine<br />

Darstellung abweichender Positionen zu drängen.<br />

- Öffentliche Präsentation <strong>und</strong> Dokumentation der Ergebnisse.<br />

Durch die Einladung an Kollektivorgane, Berichte zu legen, lassen sich Nachteile 138<br />

individueller Expertise umgehen: insbesondere wird durch das in der Gruppe bestehende<br />

Mindestmaß an Dissens sichergestellt, dass mit den Notwendigkeiten zu argumentieren auch<br />

Arbeitseinsätze (Material aufarbeiten, Vergleichsbeispiele suchen usw.) provoziert werden<br />

<strong>und</strong> sich insgesamt die Menge der verfügbaren Information bzw. das Spektrum der<br />

vertretenen Positionen erweitert. Wo Kollektivorgane (wie Institutskonferenzen, Vorstände<br />

von wissenschaftlichen Gesellschaften usw.) nicht zur Verfügung stehen, können<br />

Arbeitsgruppen nach bewusst heterogen gewählten Kriterien (z.B. Mischung von<br />

universitär/außeruniversitär, etabliert/nicht-etabliert usw.) initiiert werden, die ein kollektives<br />

Arbeitsergebnis präsentieren sollen.<br />

Die Begründung dauerhafter, fachspezifischer Gremien – wie etwa die 1998 erfolgte<br />

Gründung des “Conseil National du Développement des Sciences Humaines et Sociales”<br />

(Frankreich) – erscheint in diesem Zusammenhang nur als Sonderform der Promotion der<br />

Expertiseerstellung. Der Gründung facheinschlägiger Beratungsinstitutionen kommt<br />

insgesamt weniger die Bedeutung zu, institutionell ein Reflexions- <strong>und</strong> Beratungsdefizit zu<br />

füllen, als durch neue Konkurrenz um die Definitionsmacht zusätzlich Diskussion zu<br />

stimulieren. Bei der Gründung von beratenden Institutionen erscheint damit vordringlich, dass<br />

diese sich in ein Konkurrenzverhältnis zu bestehenden Instanzen forschungspolitischer<br />

Meinungsbildung (z.B. als Gegengewicht zu Universitätsräten, Gremien von<br />

Interessensvertretungen usw.) setzen <strong>und</strong> nicht selbst eine Themenstellung monopolisieren<br />

<strong>und</strong> damit im Gesamtfeld die Motivation, Arbeitseinsätze in forschungspolitischer Intention<br />

zu leisten, reduzieren.<br />

Durch das Erfordernis, regelmäßig über aktuelle Entwicklungstendenzen Auskunft zu geben<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse zu präsentieren, können Differenzierungsprozesse motiviert werden:<br />

indem man sich auf die in zurückliegenden Verfahren artikulierten Auffassungen beziehen<br />

muss, werden Präzisierungen <strong>und</strong> Akzentverschiebungen im Zeitverlauf ebenso erzwungen,<br />

wie durch die öffentliche Konkurrenz der vorgebrachten Argumentationen in einem<br />

“Berichtsjahr”.<br />

Neben bisherigen Berichten, auf die Bezug genommen werden kann, stellen jährliche<br />

Faktenreports (vgl. unten), die neben einer kommentierten Auswahl an Standardindikatoren<br />

auch Rechercheergebnisse zu ausgewählten <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>bereichen präsentieren, eine<br />

zusätzliche Verfeinerung der kollektiv geteilten Argumentationsgr<strong>und</strong>lagen bereit.<br />

138<br />

Werden ExpertInnen aufgr<strong>und</strong> ihrer institutionellen Position (Universitätsprofessur, Einzelposition in<br />

Gremien usw.) eingeladen, zugleich aber nicht darauf verpflichtet, die Positionen eines Kollektivs zu vertreten,<br />

ist insbesondere in den Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften damit zu rechnen, dass ausschließlich aus der<br />

Schatzkiste landläufiger forschungspolitischer Meinungen zitiert wird: statt forschungspolitischer Diskussion<br />

droht dann die Zelebrierung sozialer Rituale, deren Unbefriedigendheit selbst nicht wenig zur Verbreitung des<br />

Desinteresses an forschungspolitischen Fragestellungen beitragen dürfte. Was es zu verhindern gilt, ist die<br />

Reproduktion einer literarischen Gattung, für die etwa Symposienbände mit dem vorgeblich provokanten Titel<br />

“Wozu x” (x={Philosophie, Literaturgeschichte, ... m}typische Beispiele bieten.<br />

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