Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
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2.3.2 Frankreich<br />
Im Zuge der Expansion hat sich die Situation der Universitäten weiter verschlechtert, da sie<br />
als Auffangbecken für die großen Massen fungierten. Nach 1968 wurden die großen<br />
multidisziplinären Universitäten in kleinere Einheiten zerlegt, von denen die meisten nun eine<br />
fachliche Spezialisierung aufweisen.<br />
Neben den grandes écoles ist ein weitere französische Besonderheit, die den Universitäten<br />
Status <strong>und</strong> Spielraum raubt, das Vorhandensein eines starken außeruniversitären<br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>sektors. 1930 wurde aus verschiedenen Vorläuferinstituten das CNRS gegründet,<br />
das 1980 ca. 17.000 Wissenschafter beschäftigte, das ist eine Größenordnung von 40% des an<br />
Universitäten beschäftigten wissenschaftlichen Personals. Hier ist die wichtigste <strong>Forschung</strong><br />
konzentriert, die zwar in Kooperation mit den Universitäten erfolgt, wobei aber das CNRS die<br />
führende <strong>und</strong> bestimmende Kraft ist. Labors werden an Universitäten eingerichtet, die<br />
Verfügung liegt jedoch beim CNRS (das CNRS bringt Prestige zur Universität, nicht<br />
umgekehrt). Für das Training des wissenschaftlichen Nachwuchs heißt das, daß potentielle<br />
Doktoratsstudenten ab einem bestimmten Punkt Förderung durch das CNRS gewinnen<br />
müssen, um Zugang zu den Laboratorien etc. zu gewinnen. Dabei treten die Absolventen der<br />
Universität mit jenen der grandes écoles in Konkurrenz, die einen gewaltigen<br />
Wettbewerbsvorteil besitzen.<br />
2.3.3 Großbritannien<br />
Trotz drastischer Eingriffe durch die Regierung Thatcher ist bis Mitte der 80er das spezifische<br />
Merkmal englischer Universitäten intakt geblieben: der zentrale Stellenwert der<br />
<strong>und</strong>ergraduate education <strong>und</strong> die Wertschätzung kleiner Einheiten (d.h. der Elitestatus). Noch<br />
die Reformuniversitäten der 60er (plateglass universities) wurden in der Größenordnung<br />
2000-8000 Studenten geplant. Auch an der Praxis der externen Prüfer wurde festgehalten,<br />
ebenso an der feinen Differenzierung bei den Abschlussbewertungen. Im Gegensatz zur<br />
Kontrolle durch Staat oder Markt praktizierten die Briten eine Art "kollegialer<br />
Selbstkontrolle", der freilich seitens der Regierung (<strong>und</strong> Teilen der Öffentlichkeit) immer<br />
weniger Vertrauen geschenkt wurde. Daher hat das Committe of Vice Chancellors and<br />
Principals (das britische Pendant zur Rektorenkonferenz) in Form des "audit" eine stärker<br />
formalisierte Qualitätskontrolle ins Leben gerufen.<br />
Die Regierung will "mehr Markt" in die Hochschulpolitik bringen; ein Aspekt dieser Intention<br />
ist die Bemühung um mehr Transparenz <strong>und</strong> Kostenwahrheit, z.B. durch eine stärkere<br />
Trennung der Finanzierung für <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Lehre. Diesem Zweck dienen die periodisch<br />
durchgeführten "research assessment exercises", auf deren Basis die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>mittel in<br />
Richtung der gut bewerteten Universitäten umverteilt werden. Die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>finanzierung<br />
hat 2 Komponenten: die "institutional line" geht über die Basisfinanzierung, wobei<br />
angenommen wird, dass HochschullehrerInnen 1/3 ihrer Zeit für <strong>Forschung</strong> verwenden.<br />
Daneben gibt es die Finanzierung über die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>fonds, die früher überwiegend durch<br />
akademische Interessen gesteuert wurden, während seit Mitte der 80er die Regierung unter<br />
dem Titel "strategische <strong>Forschung</strong>" zunehmend Einfluss nimmt.<br />
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