Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
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1.2 Modernisierung der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung<br />
In den Fallstudien konnten wir mehrere Beispiele einer „Modernisierung“ der<br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung beobachten, die dazu geführt hat, dass Kompetenz aus den Ministerien<br />
an ausgelagerte Fonds oder Räte abgetreten wurde. Das ist in Großbritannien, allen<br />
skandinavischen Ländern, den Niederlanden <strong>und</strong> der Schweiz der Fall. In Finnland<br />
beispielsweise setzt das Ministerium Initiativen für gezielte Programme, deren Durchführung<br />
aber an die Akademie delegiert, <strong>und</strong> es auch eigene <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institute an den Hochschulen<br />
gibt, die von verschiedenen Ministerien direkt gefördert werden. Auch in der Schweiz wurde<br />
mit dem Schwerpunktprogramm “Zukunft Schweiz” eine operational weitgehend<br />
eigenständige Organisation in den SGK-Wissenschaften initiiert. Das österreichische<br />
Wissenschaftsministerium, insbesondere die Abteilung für gesellschaftsbezogene <strong>Forschung</strong>,<br />
sollte die Rolle einer strategisch-steuernden <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderungseinrichtung einnehmen <strong>und</strong><br />
sich dann auf eine Art “Metaebene” der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung konzentrieren. Die operative<br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung sollte eine spezielle, die SGK-Wissenschaften fördernde Einrichtung<br />
übernehmen.<br />
Zu beachten ist, dass solche Modernisierungswege Chance <strong>und</strong> Risiko zugleich bergen: als<br />
Teil einer qualitativen, wachstumsorientierten Innovationsstrategie (Norwegen) sind sie<br />
positiv zu beurteilen, als Konsolidierungs- <strong>und</strong> Schrumpfungsstrategie (Großbritannien)<br />
negativ.<br />
Eine Übertragung dieser Überlegungen auf das österreichische <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderungssystem<br />
würde bedeuten, dass eine starke, strategisch agierende Instanz eine steuernde Funktion<br />
wahrnimmt <strong>und</strong> autonome operative Einheiten mit der Umsetzung betraut sind.<br />
1.3 Programmorientierung<br />
Entscheidungen zur verstärkten Programmorientierung erfolgen in den untersuchten Ländern<br />
aus unterschiedlichen, zum Teil sogar entgegengesetzten Absichten: In Norwegen fand die<br />
Umstellung auf die bei einer Expansionsphase auch <strong>und</strong> zumal der SGK-Wissenschaften statt;<br />
in Großbritannien hingegen schrumpften ihre Budgets beabsichtigterweise während desselben<br />
Vorgangs.<br />
Verstärkte Programmorientierung bewirkt in jedem Fall eine Kräfteverschiebung. Eine solche<br />
Bündelung birgt auch die Gefahr, dass wie in Großbritannien wissenschaftliche “Nischen” in<br />
den Hintergr<strong>und</strong> treten bzw. sich nicht weiterentwickeln können. Eine mögliche Lösung wäre,<br />
dass nicht das Ministerium, sondern eine autonome <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderungseinrichtung<br />
Programme ausschreibt.<br />
In der Schweiz ist die verstärkte Programmorientierung (zum Teil unter dem Begriff der<br />
Bildung “kritischer Massen”) eine auch in der Gegenwart häufig eingeforderte Leitstrategie<br />
der Wissenschaftspolitik im Bereich der SGK-Wissenschaften. Die Umsetzung allerdings<br />
steht weitgehend noch aus.<br />
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