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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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3 Norwegen<br />

3.1 Beschreibung des norwegischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systems<br />

3.1.1 Überblick über die norwegische <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>landschaft<br />

Im Zusammenhang mit unseren vergleichenden Untersuchungen ist Norwegen aus mehreren<br />

Gründen von besonderem Interesse. Zum Ersten gibt kein anderer Staat in Europa im<br />

Vergleich zum Gesamtbudget mehr für die SGK- Wissenschaften aus als dieses<br />

skandinavische Land: So sind allein die Sozialwissenschaften sowohl absolut als auch relativ<br />

besser dotiert als alle anderen vier Bereiche des <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systems, also die (ebenfalls sehr<br />

gut ausgestatteten) Geisteswissenschaften, die Naturwissenschaften inkl. Mathematik, die<br />

Ingenieurswissenschaften <strong>und</strong> die Medizin. Zum Zweiten wurde in Norwegen in den<br />

vergangenen Jahren eine tiefgreifende Reform bzw. Modernisierung des<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>finanzierungssystems umgesetzt, die nun weitgehend abgeschlossen ist. Dadurch<br />

gibt es auch für die Soft Sciences eine neue <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik, die sozial- geistes- <strong>und</strong><br />

kulturwissenschaftliche <strong>Forschung</strong>en gesellschaftsrelevanter <strong>und</strong> transdisziplinärer macht als<br />

zuvor. Zum Dritten schließlich verfügt Norwegen über ein sehr hohes forschungsstatistisches<br />

<strong>und</strong> forschungspolitisches Know-how, das auch in die Reformen eingeflossen ist.<br />

Norwegen hat eine vergleichsweise kurze wissenschaftliche Tradition, was damit zu tun hat,<br />

dass das Land erst spät unabhängig wurde: Das heutige Königreich mit zur Zeit r<strong>und</strong> 4,3<br />

Millionen EinwohnerInnen löste sich erst nach den Napoleonischen Kriegen 1805 von<br />

Dänemark <strong>und</strong> dann 1905 von Schweden, dessen König damals auch in Norwegen regiert<br />

hatte. Folge dieser verspäteten Unabhängigkeit war, dass die älteste norwegische Universität<br />

(Oslo) erst Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts gegründet wurde, während etwa die Geschichte der<br />

Universitäten Uppsala in Schweden oder Kopenhagen in Dänemark bis ins 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zurückreichen. Im späten 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert war Norwegens Wissenschaft dann<br />

vor allem am Vorbild Deutschland ausgerichtet. Der Zweite Weltkrieg bzw. die Okkupation<br />

durch Nazi-Deutschland führte abermals zu einer kulturellen Umorientierung: Gab es zuvor<br />

die stärksten wissenschaftlichen Verbindungen zum europäischen Festland <strong>und</strong> insbesondere<br />

zu Deutschland, so wurden danach Großbritannien <strong>und</strong> die USA zu den wichtigsten Partnern.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Norwegen ein forschungspolitischer Spätstarter, <strong>und</strong> es hat<br />

seinen Rückstand in Sachen F & E Ausgaben bis heute noch nicht völlig aufgeholt, obwohl es<br />

vor allem dank seiner Erdölvorkommen eines der reichsten Länder Europas ist. Das Land gibt<br />

nach wie vor weniger für <strong>Forschung</strong> aus als der OECD-Durchschnitt: 1999 investierte<br />

Norwegen 20,3 Milliarden Norwegische Kronen (NOK) (umgerechnet 2,55 Milliarden<br />

EURO) in <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung. Das sind 1,7 % des BIP; im Vergleich dazu befand<br />

sich der OECD-Durchschnitt bei 2,2 %. Die Ausgaben des öffentlichen Sektors liegen in etwa<br />

im Mittel der OECD-Länder, während der private Anteil an der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>finanzierung bis<br />

heute vergleichsweise niedrig ist <strong>und</strong> kaum über 50 % hinausgeht. (Im Nachbarland<br />

Schweden beträgt dieser Anteil bereits r<strong>und</strong> zwei Drittel.) Dieses Defizit lässt sich durch die<br />

Tatsache erklären, dass Norwegen zum großen Teil Industriezweige besitzt, die nicht allzu<br />

wissensintensiv sind, wie vor allem die Öl- <strong>und</strong> Gasproduktion. Außerdem verfügt Norwegen<br />

– etwa im Vergleich zu Schweden – nur über wenig Rüstungsindustrie.<br />

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