Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1.2.2 Arts and Humanities Research Board (AHRB)<br />
Eine staatliche <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung für die Geisteswissenschaften außerhalb der GUF hat<br />
sich erst sehr spät entwickelt <strong>und</strong> ist nach wie vor sehr bescheiden. Der AHRB wurde 1998<br />
eingerichtet, er gilt als Zwischenschritt auf dem Weg zu einem vollwertigen Research<br />
Council. Bis dahin hat es für die Geisteswissenschaften eine (vergleichsweise bescheidene)<br />
Fördersumme für Postgraduate Awards (Doktoratsstipendien) gegeben, die von der British<br />
Academy vergeben wurden. 1997 hat der Dearing Report (eine umfassende, von der<br />
Regierung in Auftrag gegebene Review des britischen Hochschulwesens) die Schaffung eines<br />
Research Councils für die Geisteswissenschaften empfohlen, worauf die Regierung mit der<br />
erwähnten Zwischenlösung geantwortet hat. Es gibt mittlerweile mehrere Empfehlungen, die<br />
Geisteswissenschaften mit den anderen Disziplinen gleichzustellen, aber es ist noch nicht<br />
absehbar, wann dies erfolgen wird.<br />
Es gibt mehrere Gründe für diese stiefmütterliche Behandlung der Geisteswissenschaften<br />
durch die Regierung:<br />
• Erstens gelten die Geisteswissenschaften als paper and pencil Disziplin, die neben<br />
der Basisfinanzierung (die über die f<strong>und</strong>ing councils bereitgestellt wird) eigentlich<br />
keinen weiteren Finanzierungsbedarf haben. Dieses Argument hat in der<br />
Vergangenheit verhindert, dass die Geisteswissenschaften neue Arbeitsweisen <strong>und</strong><br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>methoden übernommen bzw. entwickelt haben.<br />
• Zweitens gibt es innerhalb der Geisteswissenschaften einen besonders stark<br />
ausgeprägten Widerstand gegen die "policy Orientierung", die dem Department<br />
for Trade and Industry, bei welchem research councils ressortieren, als eine Art<br />
implizite Voraussetzung für <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung gilt.<br />
• Schließlich waren die Geisteswissenschaften in besonderem Ausmaß von den<br />
neoliberalen Attacken der Thatcher Ära betroffen. Gemeinsam mit den (weichen)<br />
Sozialwissenschaften galten sie als Hort linker Ideologien. Außerdem wurde die<br />
gesellschaftliche <strong>und</strong> ökonomische "Brauchbarkeit" einer Disziplin in den 80er<br />
Jahren primär an ihrer Nähe zu technologischen Innovationen bemessen, wobei<br />
die Geisteswissenschaften naturgemäß schlecht abschnitten.<br />
In der Zwischenzeit hat sich nicht nur das politische Klima etwas gewandelt, auch die<br />
ökonomische Bewertung ist nicht mehr so stark technologiefixiert. Mittlerweile gelten die<br />
creative industries <strong>und</strong> die media revolution als Hoffnungsträger wirtschaftlichen Wachstums.<br />
Es liegt auf der Hand, dass Kunst <strong>und</strong> Geisteswissenschaften als provider of content unter<br />
diesem Gesichtspunkt eine Neubewertung erfahren. Weniger klar ist es, ob es seitens der<br />
Geisteswissenschaften eine ausreichende Bereitschaft geben wird, solche von Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Politik artikulierten Erwartungen aufzugreifen <strong>und</strong> ihre <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>vorhaben nach<br />
Schwerpunkten mit der angedeuteten policy Orientierung auszurichten. Die diesbezüglichen<br />
Unsicherheiten kommen auch darin zum Ausdruck, dass der AHRB im Gegensatz zu den<br />
Research Councils keine Schwerpunktsetzungen vorgenommen hat.<br />
57