Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
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2 Das Verhältnis von Hochschul- <strong>und</strong> <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>system<br />
Eine wesentliche Determinante für die Funktion nationaler <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systeme ist deren<br />
Verhältnis zum Hochschulsystem. In allen OECD Ländern sind die Funktionen dieser beiden<br />
Systeme eng miteinander verflochten. In der Regel bilden die Hochschulen, vor allem die<br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>universitäten, die institutionelle Basis der <strong>Forschung</strong>, die außeruniversitäre<br />
<strong>Forschung</strong> erfüllt komplementäre Funktionen, <strong>und</strong> zwar in doppelter Hinsicht:<br />
• Die Universitäten dominieren in der Gr<strong>und</strong>lagenforschung, während ein Grossteil<br />
der anwendungsorientierten <strong>Forschung</strong> außeruniversitär stattfindet. In der<br />
akademischen Werteskala hat die Gr<strong>und</strong>lagenforschung grosso modo höheres<br />
Ansehen als die angewandte <strong>Forschung</strong>. Durch Doppelfunktionen<br />
(UniversitätsprofessorInnen als LeiterInnen außeruniversitärer <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>einrichtungen)<br />
überlappen sich diese beiden <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>sektoren.<br />
• Außeruniversitäre <strong>Forschung</strong> hat häufig die Funktion, Defizite der Universitäten<br />
zu kompensieren, die in einer zu langsamen Reaktion auf neue Bedarfslagen von<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft bestehen.<br />
Eine Kernfunktion der Universitäten für das gesamte <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>system ist die Ausbildung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Zuge der Hochschulexpansion der letzten<br />
Jahrzehnte, die andere Aufgaben der Hochschulen in den Vordergr<strong>und</strong> gerückt hat, ist es bei<br />
dieser Funktion zu Problemen gekommen. Die Krise in der Nachwuchsförderung ist vor allem<br />
in einphasigen ("one tier") Studiensystemen bemerkbar, d.h. in Hochschulsystemen, die keine<br />
Differenzierung in <strong>und</strong>ergraduate <strong>und</strong> graduate education kennen. Das ist der Regelfall in<br />
Europa. Hochschulsysteme, in denen die unterschiedlichen Funktionen von Hochschulen<br />
stärker ausdifferenziert sind, haben die Hochschulexpansion auch in dieser Hinsicht besser<br />
bewältigt. In diesem Zusammenhang sind verschiedene aktuelle Reformprozesse an<br />
europäischen Universitäten von besonderem Interesse:<br />
• Zum einen die Tendenz verschiedener Universitäten, das Doktoratsstudium neu zu<br />
ordnen <strong>und</strong> ihm besonderes Gewicht zu verleihen.<br />
• Zum anderen den seitens der Europäischen Union <strong>und</strong> einiger Regierungen<br />
favorisierten Prozess der europaweiten Harmonisierung der Studienarchitektur<br />
(primäres Motiv: verbesserte Mobilität), der vermutlich dazu führen wird, dass<br />
sich das zweiphasige Studiensystem in ganz Europa (bzw. weltweit) durchsetzen<br />
wird.<br />
In der spezifischen Form, in der das Hochschul- <strong>und</strong> das <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>system miteinander<br />
verkoppelt sind, gibt es wesentliche nationale Unterschiede. Eine Sonderstellung nimmt<br />
Frankreich ein, wo <strong>Forschung</strong> in einer außeruniversitären Institution, dem Centre National de<br />
la Recherche Scientifique (CNRS) konzentriert ist. Eine weitere Ausnahme bildet Japan, wo<br />
<strong>Forschung</strong> überwiegend in angewandter Form in den Unternehmen stattfindet. In diesen<br />
beiden Ländern spielen die Universitäten nur eine geringe Rolle im <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>system.<br />
Diese unterschiedlichen nationalen Traditionen haben sich hauptsächlich im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
herausgebildet, als die "Nationalisierung" von Kultur, Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft ihren<br />
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