Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
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1.3 Zusammenfassung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Das Beispiel Großbritannien zeigt eindringlich, dass die hochschul- <strong>und</strong> forschungspolitische<br />
Entwicklung in Europa nicht einheitlich verläuft. Zwar gibt es gemeinsame Trends<br />
(überwiegend indirekte statt direkter staatlicher Steuerung, Schwerpunktsetzung). Aber wenn<br />
man auf den Kontext achtet, in dem diese Trends wirksam werden, wird deutlich, dass sich<br />
hinter ähnlich klingenden Schlagwörtern teilweise unterschiedliche, bisweilen sogar<br />
gegensätzliche Entwicklungen verbergen. In Großbritannien hat es in den vergangenen 20<br />
Jahren eindeutig eine wachsende staatliche Steuerung von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Hochschulen<br />
gegeben (wenngleich dieser Prozess in eine rabiate Marktrhetorik eingekleidet wurde). Es ist<br />
relativ unerheblich, ob der politische Einfluss von einem Ministerium oder anderen<br />
staatlichen Instanzen (z.B. F<strong>und</strong>ing Councils) ausgeht.<br />
Die Entwicklung in Großbritannien zeigt auch die Ambivalenz vieler Maßnahmen <strong>und</strong><br />
Entwicklungen, die von Reformkräften in weiten Teilen Europas als Lösung für die Probleme<br />
im eigenen Land betrachtet werden. Vor allem die verstärkte Schwerpunktsetzung <strong>und</strong><br />
Programmsteuerung in der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik stellt zweifellos ein sinnvolles Reformziel. dar<br />
Die öffentliche <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung erfolgt zum einen über die von den F<strong>und</strong>ing Councils<br />
verteilten GUF. Ein knappes Fünftel der von den F<strong>und</strong>ing Councils vergebenen Mittel fließt<br />
in die <strong>Forschung</strong>, aber das stellt nahezu zwei Drittel des gesamten <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>budgets der<br />
Universitäten dar. Das restliche Drittel kommt von den Research Councils, die in<br />
Großbritannien aber (im Gegensatz zu Österreich) ihre Fördermittel nicht nach rein<br />
akademischen Kriterien vergeben, sondern in erster Linie eine politisch akkordiert<br />
Programmförderung betreiben.<br />
Die starke Einbindung der <strong>Forschung</strong> in politische Willensbildung sowie die Schaffung<br />
eindeutiger Verantwortlichkeiten bringen eine hohe Verbindlichkeit zum Ausdruck <strong>und</strong> sie<br />
ermöglichen eine Konzentration der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>mittel auf prioritäre Vorhaben. Dieser Prozess<br />
wurde in Großbritannien schon in den 1970er Jahren (Rothschild Report) eingeleitet, aber<br />
seither noch deutlich verstärkt. Die gesellschaftspolitische Dimension der <strong>Forschung</strong> zu<br />
betonen begünstigt per se bestimmte sozialwissenschaftliche Ansätze. Die große Bedeutung,<br />
die das Foresight programme für die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik spielt, eröffnet ein breites<br />
Betätigungsfeld für eine anwendungsorientierte Sozialwissenschaft. Bezogen auf die<br />
<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik ist hier vor allem die Science and Technology Research Unit (SPRU) an<br />
der University of Sussex zu nennen. (http://www.sussex.ac.uk/spru/). In diesem Bereich gibt<br />
es für die österreichische <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik viel zu lernen.<br />
Man sollte an eine solche Politik aber keine zu weitgehenden Erwartungen knüpfen <strong>und</strong> auch<br />
mit Nebeneffekten rechnen, die nicht von allen Reformkräften gewünscht werden. Disziplinen<br />
bzw. <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>gruppen <strong>und</strong> Ansätze, die über keinen ausreichenden Zugang zu politischen<br />
Entscheidungsträgern besitzen, schneiden bei der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung nun schlechter ab. Die<br />
Geisteswissenschaften haben bei der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung in Großbritannien immer schlecht<br />
abgeschnitten, aber die starke policy Orientierung in der <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung hat diesen<br />
relativen Rückstand noch verstärkt. Er kommt klar darin zum Ausdruck, dass die<br />
Geisteswissenschaften keinen Research Council haben. Erst Ende der 1990er Jahre wurde ein<br />
Research Board als erster Ansatz gegründet. Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen<br />
werden die Geisteswissenschaften diesen Rückstand nur dann aufholen, wenn sie sich stärker<br />
in politisch orientierte Schwerpunktsetzungen einbinden lassen.<br />
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