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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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Gehen wir bei der Betrachtung des norwegischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>systems über die<br />

durchführenden Institutionen hinaus <strong>und</strong> erweitern den Blick auf das<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>finanzierungssystem, dann lässt sich eine politische <strong>und</strong> eine strategische Ebene<br />

unterscheiden: In Norwegen geben das Parlament <strong>und</strong> die Regierung die wichtigsten Ziele<br />

<strong>und</strong> Prioritäten für <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik vor. Bis vor kurzem war dabei jedes Ministerium für die<br />

Finanzierung seiner Untersuchungen selbst zuständig. Bis heute koordiniert das Ministerium<br />

für Bildung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> kirchliche Angelegenheiten die <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik <strong>und</strong> die Hälfte<br />

der gesamten öffentlichen Fördergelder für <strong>Forschung</strong>. Allerdings hat es in den vergangenen<br />

Jahren sehr viele Kompetenzen an den Norwegischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>rat (NFR) abgetreten. Das<br />

Ministerium hat keine Mittel mehr, um <strong>Forschung</strong> selbst zu finanzieren. Alle Gelder werden<br />

an den Rat überwiesen, der damit auch programmatisch-strategische <strong>Forschung</strong> finanziert.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist davon auszugehen, dass sich der Rat in relativer Autonomie vom<br />

Ministerium bzw. der Regierung befindet <strong>und</strong> seine Förderungspolitik außer Streit gestellt ist.<br />

Die Expansion des Rats <strong>und</strong> auch der Soft Sciences fand in Norwegen unter einer<br />

sozialdemokratischen Regierung statt, die im September 2001 abgewählt wurde. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob sich dieser Trend auch mit der Mitte-Rechts-Regierung fortsetzen wird. Durch<br />

die relative Unabhängigkeit des Rats <strong>und</strong> die Außerstreitstellung der Bedeutung von F & E<br />

scheint dies aber wahrscheinlich.<br />

Norwegen ist zwar kein Mitglied der EU, nimmt aber an allen europäischen<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>programmen teil <strong>und</strong> bereitet sich eigens auf das sechste Rahmenprogramm bzw.<br />

den Europäischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>raum vor.<br />

3.1.2 Rezente Entwicklungen im norwegischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderungssystem<br />

Anfang der Achtzigerjahre kam es in Norwegen zu einer Aussprache zwischen Industrie <strong>und</strong><br />

Regierung wegen der bescheidenen F & E Investitionen, die im Rahmen einer OECD-Studie<br />

kritisiert worden waren. Der zuständige Minister wollte damals aber nicht mehr Gelder<br />

zugestehen, obwohl sich das Land zu diesem Zeitpunkt auf den Eintritt in verschiedene<br />

europäische <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>institutionen vorbereitete, wie z.B. EMBL, ESA, etc. In den späten<br />

Achtziger- <strong>und</strong> frühen Neunzigerjahren gab es bei den F & E Ausgaben dann einen größeren<br />

Aufschwung als in allen anderen OEDC-Ländern. Dazu kamen organisatorische<br />

Veränderungen: Vor allem durch Institutszusammenlegungen wollte man die Effizienz<br />

steigern.<br />

Ende der Achtzigerjahre wurde eine forschungspolitische Beratergruppe eingerichtet. Sie<br />

empfahl einige Änderungen, abzielend auf die Verbesserung der Qualität bei der Höheren<br />

Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> in Norwegen. Dazu wurden die Universitäten als jene Orte ausgebaut<br />

<strong>und</strong> spezialisiert, an denen akademische Bildung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung stattfinden soll –<br />

im Gegensatz zur angewandten Ausbildung <strong>und</strong> anwendungsnahen <strong>Forschung</strong> an den<br />

Kollegs. Zugleich wurde ein einheitlicher Karriereweg für akademisches Personal<br />

durchgesetzt. Konkret bedeutet dies, dass allen WissenschaftlerInnen mit entsprechenden<br />

Qualifikationen ein Lehrstuhl zugesichert wurde.<br />

Eine weitere tiefgreifende Neustrukturierung wurde dann 1993 eingeleitet. Damals begann<br />

man mit der von angelsächsischen Ländern inspirierten Neustrukturierung des norwegischen<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>ratssystems. Vor 1993 hatte Norwegen fünf verschiedene <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>räte: vier<br />

Räte für angewandte <strong>Forschung</strong> sowie einen Rat für Gr<strong>und</strong>lagenforschung (NAVF). Dieser<br />

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