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Forschungs - Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

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2.2 Institutionelle <strong>und</strong> strukturelle „Best Practices“:<br />

2.2.1 Gr<strong>und</strong>sätzliche Prämissen in der Förderungspolitik<br />

Im Vergleich zur österreichischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderung bzw. zu forschungspolitischen<br />

Deklarationen fallen in Schweden bei allen offiziellen programmatischen Unterlagen einige<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Prämissen auf. Obwohl oder gerade weil auch das schwedische<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>system noch vergleichsweise stark disziplinär ausgerichtet ist, treten alle<br />

forschungsfördernden Einrichtungen für die stärkere Unterstützung von inter- bzw.<br />

multidisziplinären <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>projekten ein – das betrifft sowohl die Räte wie auch die nichtstaatlichen<br />

Förderer wie die Reichsbank.<br />

Doch es gibt noch weitere Richtlinien, die sich in allen Selbstdarstellungen schwedischer<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>politik – vom Ministerium über die Räte bis hin zu den Stiftungen – finden. Dazu<br />

zählt zum Ersten der Geschlechteraspekt: <strong>Forschung</strong>en über die Geschlechterproblematik<br />

bzw. angewandte Studien zur Überwindung von Ungleichbehandlung haben in nahezu allen<br />

Bereichen Priorität. Um dieses Anliegen sicherzustellen, wurden aber auch auf struktureller<br />

Ebene entsprechende Maßnahmen getroffen: In den Peer-Review-Komitees <strong>und</strong> allen anderen<br />

Ausschüssen wird auf Geschlechterparität Wert gelegt. Zum Zweiten wird die Frage der<br />

<strong><strong>Forschung</strong>s</strong>ethik in schwedischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>förderungsgremien auf den verschiedensten<br />

Ebenen thematisiert, z.T. gibt es sogar eigene Komitees, die zu ihrer Überprüfung eingesetzt<br />

werden.<br />

2.2.2 Das Beratungssystem des Schwedischen <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>rats<br />

Eine der Kernfragen jedes forschungspolitischen Systems ist die Organisation des Peers-<br />

Reviews bei der Beurteilung von Anträgen. In Schweden scheint dieses Prozedere<br />

mittlerweile relativ gut gelöst – wohl auch deshalb, weil es in der Vergangenheit einige Fälle<br />

der Intransparenz bzw. der Benachteiligung von Frauen gegeben hat. 7 Für das schwedische<br />

System ist zentral, dass es ein Rotationsprinzip gibt: Das heißt, im Schwedischen Rat werden<br />

die Mitglieder in allen Komitees nach zwei Jahren ausgetauscht, um zu vermeiden, dass<br />

bestimmte Abhängigkeiten entstehen. Gleichzeitig bleibt eine gewisse Stabilität erhalten, weil<br />

nicht alle Komiteemitglieder zur selben Zeit rotieren.<br />

Die ForscherInnen, die in den Beratungsgremien sitzen, repräsentieren ihre Disziplin <strong>und</strong><br />

nicht ihre Universität. Der oder die Vorsitzende nominiert diese Person. Es gibt alle drei Jahre<br />

eine Wahl zum <strong><strong>Forschung</strong>s</strong>rat, daraus wird ein Vorsitzender oder eine Vorsitzende gewählt.<br />

Diese Person wählt dann die ersten Mitglieder, die wissen, dass zwei von ihnen im nächsten<br />

Jahr gehen müssen <strong>und</strong> dann wieder zwei bis drei. Dazu kommt, dass eine Balance im<br />

Hinblick auf das Geschlechterverhältnis <strong>und</strong> der Disziplinen gewahrt werden muss.<br />

Die Wahlen für den wissenschaftliche Beirat funktionieren ähnlich wie bei der DFG: Die<br />

Scientific Community wählt disziplinäre VertreterInnen, die wiederum in Stockholm eine<br />

Task-force von fünf oder sechs Leuten wählen. Und die wählen wieder jene zehn<br />

7<br />

Vgl. dazu die Studie von Christine Wenneras <strong>und</strong> Agnes Wold (2000): Vetternwirtschaft <strong>und</strong> Sexismus im<br />

Gutachterwesen. In Beate Krais (Hg.): Wissenschaftskultur <strong>und</strong> Geschlechterordnung. Über die verborgenen<br />

Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. FRankfurt/New York: Campus, 107–120.<br />

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