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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 361<br />

<strong>für</strong> die Metall<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> den gewerkschaftlichen Gremien e<strong>in</strong>e<br />

15 °/o-For<strong>der</strong>ung herauskristallisiert. E<strong>in</strong> neuer Zug war die stärkere<br />

unmittelbare E<strong>in</strong>schaltung <strong>der</strong> Belegschaften und <strong>der</strong> Vertrauenskörper.<br />

Antikommunistische Spaltungsversuche <strong>der</strong> Unternehmer<br />

blieben wirkungslos. Vielmehr realisierte sich <strong>in</strong> vielen Schwerpunktbetrieben,<br />

nicht zuletzt aufgrund <strong>der</strong> Aktivität von Betriebsgruppen<br />

und Betriebszeitungen <strong>der</strong> DKP, die Aktionse<strong>in</strong>heit sozialdemokratischer<br />

und kommunistischer Gewerkschafter als Grundlage<br />

des aktiven und geme<strong>in</strong>samen Handelns <strong>der</strong> Belegschaften.<br />

Die tatsächliche Zahl <strong>der</strong> Streiks und Aktionen belief sich auf<br />

m<strong>in</strong>destens 531 und die Zahl <strong>der</strong> beteiligten Arbeiter und Angestellten<br />

auf m<strong>in</strong>destens 700 000. Der Schwerpunkt lag im September/<br />

Oktober im Bereich <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie Baden-Württembergs, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens<br />

und Bremens. Hier kam es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lohnrunde und<br />

im Kampf um die 15 °/o-For<strong>der</strong>ung zu m<strong>in</strong>destens 370 Aktionen mit<br />

650 000 Teilnehmern. Zu bundesweit koord<strong>in</strong>ierten Aktionen kam es<br />

jedoch nicht, da e<strong>in</strong>ige Tarifbezirke (z. B. Hessen) vorzeitig auf e<strong>in</strong><br />

10 %-Angebot <strong>der</strong> Unternehmer e<strong>in</strong>schwenkten. Gleichzeitig schalteten<br />

sich politische Instanzen als zusätzliche Schlichter e<strong>in</strong>, wodurch<br />

die Kampfbereitschaft <strong>der</strong> Arbeiter „abgekühlt" und die Tarif autonomie<br />

zuungunsten <strong>der</strong> Gewerkschaften faktisch e<strong>in</strong>geschränkt werden<br />

sollte. Die Schwächen e<strong>in</strong>es ausschließlich regional geführten<br />

Lohnkampfes waren unübersehbar. Jedoch konnten die Metallarbeiter<br />

mit Lohnerhöhungen von 10—13,5 °/o e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> bisher größten<br />

Lohnerfolge erzielen.<br />

II. Die Verknüpfung gewerkschaftlicher Tarifbewegungen mit<br />

betrieblichen Aktionen 1971<br />

1971 verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> das Wirtschaftswachstum. Wichtige<br />

ökonomische Kennziffern entwickelten sich ungünstiger als <strong>in</strong><br />

den Vorjahren 7 :<br />

Verän<strong>der</strong>ung (real) gegenüber dem Vorjahr <strong>in</strong> %<br />

Bruttosozial- Anlage- Industrie- Geleistete Arprodukt<br />

<strong>in</strong>vestitionen produktion beiterstunden<br />

1968 + 7,3 + 8,0 + 11,8 + 3,1<br />

1969 + 8,0 + 12,1 + 12,9 + 5,5<br />

1970 + 5,5 + 11,5 + 6.2 + 2,5<br />

1971 + 2,8 + 4,0 + 1,8 — 4,0<br />

Parallel zu dieser deutlichen Konjunkturabschwächung, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

zweiten Jahreshälfte beson<strong>der</strong>s ausgeprägt war, beschleunigte sich<br />

die Geldentwertungsrate auf 6,5 °/o. Die Unternehmer versuchten —<br />

unterstützt von <strong>der</strong> Bundesregierung — diese Situation <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Po-<br />

7 Vgl. Wirtschaft und Statistik, Nr. 2/1972, S. 76 f. u. S. 104.

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