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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Streikkämpfe iri <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> 1971 bis 1974 405<br />

3. E<strong>in</strong>ige Schlußfolgerungen<br />

Die vor vier Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Zeitschrift gegebene Analyse<br />

<strong>der</strong> Phase ab 1966 als e<strong>in</strong>er „neuen Periode <strong>in</strong> <strong>der</strong> westdeutschen<br />

Nachkriegsgeschichte", als e<strong>in</strong>er „Periode des Aufschwungs des<br />

Klassenkampfes" 16 hat seither durch die reale Entwicklung ihre Bestätigung<br />

gefunden. Dem entspricht e<strong>in</strong>e wachsende Schärfe dieser<br />

sozialen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen. Gerade 1973 und 1974 ist es zu e<strong>in</strong>er<br />

bemerkenswerten Häufung von Polizeie<strong>in</strong>sätzen, von planmäßigen Provokationen<br />

seitens <strong>der</strong> Unternehmer, von massiven antigewerkschaftlichen<br />

und antikommunistischen Propagandakampagnen <strong>der</strong> Massenmedien<br />

gekommen. Auch mehren sich solche Repressalien wie Entlassungen<br />

aktiver Gewerkschafter, die von den Gerichten meist<br />

sanktioniert werden. Die Gewerkschaften s<strong>in</strong>d wachsendem politischem<br />

Druck seitens <strong>der</strong> Regierung ausgesetzt. Dies alles liegt im<br />

staatsmonopolistischen System selbst begründet. Denn je<strong>der</strong> Lohnkampf<br />

bedeutet e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Profitsphäre des Großkapitals<br />

und <strong>in</strong> die staatlich organisierte Umverteilung des Nationale<strong>in</strong>kommens.<br />

Regierung wie Konzerne s<strong>in</strong>d aber hochgradig daran <strong>in</strong>teressiert,,<br />

daß die Größenordnung <strong>der</strong> Löhne und Profite sowie die Verteilung<br />

des Nationale<strong>in</strong>kommens <strong>in</strong>sgesamt den Grundsätzen <strong>der</strong><br />

Profitmaximierung wie auch den Stabilisierungs- und Wachstumsbedürfnissen<br />

des kapitalistischen Gesamtsystems entsprechen. Daher<br />

versuchen sie <strong>in</strong> wachsendem Ausmaß — durch Ausübung politischen<br />

Drucks, durch Propaganda und direkte Repressalien — e<strong>in</strong>e<br />

aktive gewerkschaftliche Lohnpolitik zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und den Kampf<br />

<strong>der</strong> Arbeiterklasse an <strong>der</strong> betrieblichen Basis möglichst zu erschweren.<br />

Diese Tendenz tritt um so schärfer hervor, je mehr <strong>der</strong> Manövrierraum<br />

<strong>der</strong> Monopolbourgeoisie aufgrund <strong>der</strong> Vertiefung <strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>en Krise des Kapitalismus und aufgrund <strong>der</strong> Verschlechterung<br />

des <strong>in</strong>ternationalen Kräfteverhältnisses zuungunsten dieser<br />

überlebten Gesellschaftsordnung e<strong>in</strong>geengt wird. Diese Entwicklung<br />

stellt an die Arbeiterklasse <strong>der</strong> <strong>BRD</strong> und ihre Gewerkschaften wachsende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen. Die Antwort auf die Frage, wie den höheren<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gerade an die Gewerkschaftspolitik gerecht zu werden<br />

ist, gibt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Leben selbst, geben -die realen<br />

Kämpfe <strong>der</strong> Arbeiterklasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngsten Zeit. Gerade diese<br />

Kämpfe lehren, daß die Gewerkschaften <strong>für</strong> den Klassenkampf am<br />

ehesten dann gewappnet s<strong>in</strong>d, wenn sie unbeirrbar als entschiedene<br />

Interessenvertretungen <strong>der</strong> Arbeiterklasse handeln, wenn sie sich<br />

von <strong>der</strong> aktiven Wahrnehmung dieser Klassen<strong>in</strong>teressen durch ke<strong>in</strong>erlei<br />

sozialpartnerschaftliche „Geme<strong>in</strong>samkeitsappelle" des Staatsapparates<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Massenmedien abhalten lassen. Die Erfahrung<br />

beweist immer wie<strong>der</strong>, daß jede B<strong>in</strong>dung an staatliche Lohnleitl<strong>in</strong>ien<br />

o<strong>der</strong> „Stabilitäts"programme notwendigerweise zu Abstrichen<br />

an den sozialökonomischen und politischen Zielsetzungen führen<br />

muß, die sich objektiv aus dem Charakter <strong>der</strong> Gewerkschaften als<br />

Klassenorganisation ergeben. Und solche Abstriche schlagen nicht<br />

16 Jung, Schuster, Ste<strong>in</strong>haus, a.a.O., S. 908.

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