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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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438 Bernd. Jürgen Warneken<br />

sen, dié durch Didaktik und Know-How nicht ersetzt werden können"<br />

(224 f.), als objektivistisch aufzufassen unterliegt <strong>der</strong> Gefahr, an die<br />

Stelle von Bed<strong>in</strong>gungskritik und -Verän<strong>der</strong>ung die freie Futurologie,<br />

die heute freilich gern gebuchte „leere, fröhliche Fahrt" zu setzen.<br />

Aber hier ist eben nicht nur pädagogische Ungeduld am Werk, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Auffassung von Pädagogikfunktionen überhaupt.<br />

Lenzen nämlich kritisiert z. B. die, wie er me<strong>in</strong>t, von Hodek<br />

„im Anschluß an Adorno" vertretene These e<strong>in</strong>er steigenden Manipulationskraft<br />

hiesiger Massenmedien nicht mit dem H<strong>in</strong>weis auf <strong>in</strong>nere<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche o<strong>der</strong> ökonomische und politische Gegenkräfte <strong>der</strong> Manipulation;<br />

dem Gefühl <strong>der</strong> Ohnmacht entkommt er vielmehr durch<br />

e<strong>in</strong>en Verweis auf „Bildungs<strong>in</strong>stitutionen". Auch ihnen droht, nach<br />

Lenzen, zwar die totale Indienstnahme durch kapitalistische Interessen;<br />

aber möglich bleibt hier, so legt er nahe, <strong>der</strong> pädagogische Hebammendienst<br />

am „Treibenden <strong>in</strong> den Subjekten". Lenzens Andeutungen<br />

als Denksystem genommen: Die <strong>Theorie</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dimensionalität<br />

und Negativität <strong>der</strong> Gesellschaft bleibt unkorrigiert; vor Pessimismus<br />

und Kontemplation schützt also nur <strong>der</strong> Rekurs auf e<strong>in</strong>e<br />

Arbeit am Subjekt, welche dieses nicht so sehr als bewußten Träger<br />

<strong>der</strong> aktuellen sozialen Bewegung, son<strong>der</strong>n als Träger e<strong>in</strong>es un- o<strong>der</strong><br />

vorbewußten, gesellschaftlich unangeknacksten utopischen Inhalts<br />

mobilisieren will: zurückgegangen wird auf e<strong>in</strong>en „libid<strong>in</strong>ös gespeisten<br />

Anspruch verän<strong>der</strong>ter Wirklichkeit" <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Psyche.<br />

Diese Tendenz läßt sich an <strong>der</strong> Art, wie Lenzen die Phantasie und <strong>der</strong>en<br />

Funktion begreift, genauer aufweisen. Phantasie wird von ihm<br />

zwar, <strong>in</strong> sche<strong>in</strong>barem Gegensatz zum „Abriß", als historisch variant<br />

bezeichnet. Als ihr Inhalt jedoch wird schon e<strong>in</strong>mal nur das Bild <strong>der</strong><br />

Wunscherfüllung, nicht die Imag<strong>in</strong>ation gegenwärtiger Probleme<br />

und <strong>der</strong> Wege zu <strong>der</strong>en Lösung erwähnt; v. a. aber sche<strong>in</strong>t es so, als<br />

stünden nur die Manipulationen mit Sehnsüchten, nicht aber diese<br />

selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialen und damit auch klassendifferenzierten Bed<strong>in</strong>gungsfeld:<br />

die „progredienten Wünsche" werden jedenfalls nicht<br />

mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten, die sich im aktuellen Handeln<br />

und Lernen entwickeln, zusammen genannt, son<strong>der</strong>n sche<strong>in</strong>en,<br />

quasi als Urbil<strong>der</strong> freier Wunscherfüllung, dem Unbewußten zu entquellen;<br />

nur im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> Realisation dieser Phantasie,<br />

kommt gesellschaftliche und „politische Praxis" <strong>in</strong>s Bild. In dieser<br />

Darstellung hat Phantasie so wenig von spes docta, daß Regressionen<br />

und Antizipationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat nicht mehr recht unterschieden werden<br />

können; sie droht <strong>der</strong>art zum bloßen Komplement des von ihr kritisierten<br />

Positivismus zu werden, daß ihre von Lenzen beklagte poli-<br />

5 Lenzen verfremdet diesen Satz zusätzlich, <strong>in</strong>dem er ihn, <strong>der</strong> auf gesamtkulturelle<br />

Innovationen bezogen war, e<strong>in</strong>fach auf die pädagogische<br />

Arbeit bezieht. Daß aber Schülern ke<strong>in</strong>e Kunstrevolution und <strong>der</strong> Kunstpädagogik<br />

also auch ke<strong>in</strong> Warten auf diese abverlangt wird, müßte e<strong>in</strong>sichtig<br />

se<strong>in</strong>.

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