Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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lismus propagierte, obwohl diese Forderung rein abstrakt bleibt und
in den Ruf nach Bildung eines Rätesystems mündet — als ob nicht
US-Truppen auf westdeutschem Boden gestanden hätten. So erscheint
die Politik der KPD wie der SPD als eine Summe von subjektiven
Fehleinschätzungen der Parteiführungen — während als
einziges objektives Moment der sicher nicht zu unterschätzende Antikommunismus
der US-Besatzungsmacht angeführt wird, der seine
Entsprechung in der Einstellung der SPD und Gewerkschaftsführung
fand. Hier hätte nur eine umfassendere Analyse der Entwicklung der
Arbeiterklasse, besonders des Klassenbewußtseins der Massen, konkrete
Kriterien für die Beurteilung der Politik der Arbeiterparteien
und der Gewerkschaften abgeben können. So hätte der Einfluß der
industriellen Reservearmee, die innerhalb des Kapitels über die
ökonomische Entwicklung eingehender dargestellt wird, auf die Politik
der Organisationen der Arbeiterklasse nicht unberücksichtigt
bleiben dürfen. Nicht zuletzt war es den Gewerkschaften dort am
besten gelungen, ihre Forderungen aktiv durch Kampf und breite
Mobilisierung der Arbeiter durchzusetzen, wo das Potential an Arbeitskräften
relativ begrenzt und wo die Arbeiter am klassenbewußtesten
waren: in der Montanindustrie.
Insgesamt ist jedoch eine Reihe prägnanter Darstellungen zur politischen
Entwicklung gelungen, etwa die Beschreibung der wirtschaftsdemokratischen
und christlich-sozialistischen Vorstellungen
der SPD (120 f.) bzw. CDU (217 f.). Großen Raum nehmen im Anhang
die Dokumente ein. Sie belegen die US-Politik sehr gut, während
auch hier die Politik der Organisationen der Arbeiterklasse
nur lückenweise dokumentiert wird — z. B. hätte es neben den wirtschaftspolitischen
Grundsätzen des DGB von 1949 noch anderer Dokumente
der Gewerkschaftsbewegung bedurft, wie etwa eines der
Protokolle der gewerkschaftlichen Interzonenkonferenzen, um die
Orientierungen gewerkschaftlicher Politik nach 1945 deutlicher werden
zu lassen.
Kurt Wittmann (Marburg)
Fürstenau, Justus: Entnazifizierung. Reihe Politica, Bd. 40.
Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied 1969 (274 S., br., 20,— DM).
Dem Verfasser geht es darum, eine erste größere Darstellung deutcher
Selbstreinigungsversuche nach 1945 durch die demokratischen
politischen Kräfte zu liefern. Wenn er seine Untersuchungen vor
allem am Beispiel der US-Besatzungszone vornimmt, wird von vornherein
besonders deutlich, wie sehr die Entnazifizierung hier und in
der Folge auch in den anderen westlichen Zonen dem Wechsel der
amerikanischen Politik im Zusammenhang mit dem Zerfall der
Anti-Hitler-Koalition unterlag.
Verlangte die amerikanische Direktive JCS 1067 vom Mai 1945, daß
kein Belasteter in öffentlichen Ämtern oder wichtigen privaten Stel-