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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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398 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

falen, Ausdruck <strong>der</strong> Solidarität mit dem Streik <strong>der</strong> Bremer Metallarbeiter,<br />

Ausdrude <strong>der</strong> Entschlossenheit, <strong>in</strong> den eigenen Tarifbezirken<br />

ke<strong>in</strong> niedrigeres Ergebnis als <strong>in</strong> Bremen zuzulassen. Lei<strong>der</strong><br />

wurde die Kampfbereitschaft <strong>der</strong> Arbeiter meist jedoch nicht genutzt.<br />

Bis Mitte März waren — abgesehen von den drei nördlichen<br />

Tarifbezirken Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Hamburg, Nordwestliches Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

—• alle Tarifbezirke auf e<strong>in</strong>en 11,33 %-Abschluß e<strong>in</strong>geschwenkt.<br />

— Der Streik im Unterwesergebiet erfaßte 62 Betriebe<br />

mit 52 000 Beschäftigten. Seit dem 18. 3. beteiligte sich auch die<br />

DAG. Dieser Metallarbeiterstreik war — mit fast drei Wochen<br />

Dauer — außerordentlich langwierig. Die Härte <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

war dabei vor allem dadurch bed<strong>in</strong>gt, daß „Gesamtmetall"<br />

den Kampf zentral führte — mit dem klaren Ziel, <strong>in</strong> Bremen e<strong>in</strong>en<br />

14 %-Abschluß wegen <strong>der</strong> unvermeidlichen nachträglichen Auswirkungen<br />

auf die an<strong>der</strong>en Tarif bezirke um jeden Preis zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>e solche Kampfführung wurde dadurch erleichtert, daß die Bremer<br />

Großbetriebe fast ausschließlich Zweigwerke o<strong>der</strong> Tochtergesellschaften<br />

von Großkonzernen (Krupp, Thyssen, Siemens usw.)<br />

s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong> dieser Frage die gleiche Interessenlage hatten wie „Gesamtmetall".<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bremer Rüstungs- und Elektrobetrieben<br />

provozierten die Unternehmer schwere Zwischenfälle.<br />

Dies war vor allem bei VFW Fokker, Nordmende, Siemens, Alcan,<br />

Elektro-Spezial, Atlas-Electronic <strong>der</strong> Fall. Mit allen Mitteln wurde<br />

versucht, leitende und AT-Angestellte als Streikbrecher e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Bei diesen Versuchen, die zum Teil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form militärischer Stoßtruppunternehmen<br />

organisiert waren, wurden mehrere Streikposten<br />

verletzt. Leitende Angestellte schlugen Arbeiter zusammen, fuhren<br />

absichtlich Streikposten mit Kraftfahrzeugen an (alle<strong>in</strong> bei Nordmende<br />

waren an <strong>der</strong>artigen Terrorakten zwei Direktoren beteiligt).<br />

In m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Fall wurde e<strong>in</strong> Arbeiter durch e<strong>in</strong>en Schuß aus<br />

e<strong>in</strong>er Gaspistole verletzt, <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens zwei Fällen wurden Streikende<br />

durch Schußwaffen (Karab<strong>in</strong>er) bedroht. Bei VFW Fokker<br />

wurden u. a. e<strong>in</strong>gesetzt: Sche<strong>in</strong>werfer (zum Blenden <strong>der</strong> Streikposten),<br />

Lautsprecher (zum Aufhetzen <strong>der</strong> Streikbrecher), Kameras<br />

(zur nachrichtendienstlichen Erfassung und zur E<strong>in</strong>schüchterung<br />

aktiver Gewerkschafter). Die Unternehmer schreckten auch nicht<br />

davor zurück, Ausweise <strong>für</strong> AT-Angestellte zu fälschen, um so<br />

Streikbrecher durch die Kette <strong>der</strong> Streikposten durchzuschleusen.<br />

Nachdem mehrfache Auffor<strong>der</strong>ungen an die Polizei, den Streikbrechern<br />

den Weg freizuknüppeln, ke<strong>in</strong>e Resonanz gefunden hatten,<br />

wurde e<strong>in</strong> Autokorso organisiert, um so e<strong>in</strong> Verkehrschaos hervorzurufen<br />

und über diesen Weg die Polizei zum E<strong>in</strong>satz zu zw<strong>in</strong>gen.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>stweiliger Verfügungen versuchten die Unternehmer,<br />

den Streikkampf <strong>der</strong> Bremer Metallarbeiter zu krim<strong>in</strong>alisieren. Da<br />

sie jedoch nicht imstande waren, <strong>für</strong> die von ihnen behaupteten<br />

„Gewaltakte" <strong>der</strong> Arbeiter auch nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Zeugen herbeizuschaffen,<br />

erlitten sie auch vor Gericht jämmerlich Schiffbruch.<br />

Als Anführer e<strong>in</strong>er Streikbrecherbande, die mehrere Arbeiter verletzte,<br />

tat sich übrigens <strong>der</strong> CDU-Bürgerschaftsabgeodnete von <strong>der</strong>

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