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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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396 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

wurde ausgeklammert — mit <strong>der</strong> ausdrücklichen Feststellung <strong>der</strong><br />

Gewerkschaft, daß diese For<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> 1974 auf <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

bleibe und <strong>für</strong> ihre Durchsetzung selbstverständlich e<strong>in</strong>e „Friedenspflicht"<br />

nicht gegeben sei. — Der 11 %-Abschluß wurde von <strong>der</strong><br />

Großen Tarifkommission <strong>der</strong> ÖTV ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>hellig begrüßt —<br />

so stimmten z. B. alle hessischen Mitglie<strong>der</strong> geschlossen dagegen.<br />

Und die deutlich gemischten Gefühle <strong>der</strong> Beschäftigten des öffentlichen<br />

Dienstes spiegelte auch das Ergebnis <strong>der</strong> Urabstimmung vom<br />

20./21. 2. wi<strong>der</strong>: von den Abstimmenden sprachen sich bei <strong>der</strong> ÖTV<br />

61,8 °/o, bei <strong>der</strong> DPG 62,2 °/o und bei <strong>der</strong> GdED 66,3 % <strong>für</strong> die Annahme<br />

des 11 %-Abschlusses aus. In Hessen, wo die Führung <strong>der</strong><br />

ÖTV e<strong>in</strong>e konsequente Position <strong>für</strong> e<strong>in</strong> besseres Ergebnis vertreten<br />

hatte, gab es dagegen 55 °/o Ne<strong>in</strong>-Stimmen — <strong>in</strong> Frankfurt sogar<br />

74 Vo!<br />

2. Der Streik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie des Unterwesergebiets<br />

Zum Zeitpunkt des ÖTV-Abschlusses am 13. 2. befanden sich die<br />

Tarifverhandlungen <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlichtung. Die Verhandlungen<br />

waren gescheitert, da die Unternehmer den regional aufgestellten,<br />

zwischen 15 und 18 % liegenden For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> IG Metall<br />

lediglich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches zentrales Angebot von 8,5 % entgegengesetzt<br />

hatten. In dieser Situation bedeutete <strong>der</strong> Abschluß im öffentlichen<br />

Dienst Mitte Februar zweifellos e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Kampfbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Metallarbeiter. Denn jetzt waren 11 °/o praktisch<br />

endgültig zur Untergrenze des noch durchzusetzenden Metall-Abschlusses<br />

geworden. Kurz darauf verbesserte sich die Lage erneut:<br />

Im Metall-Tarifbezirk Unterweser (Bremen, Bremerhaven) kam am<br />

18. 2. e<strong>in</strong> Schiedsspruch von 14 % zustande: Dieser E<strong>in</strong>igungsvorschlag<br />

wurde von <strong>der</strong> IG Metall akzeptiert, von den Unternehmern<br />

h<strong>in</strong>gegen abgelehnt. Der Bremer Schiedsspruch bot zweifellos die<br />

Möglichkeit, die auf Bezirksebene geführte Tarifrunde mit e<strong>in</strong>em Ergebnis<br />

deutlich oberhalb des ÖTV-Ergebnisses abzuschließen. Aus<br />

unerf<strong>in</strong>dlichen Gründen wurde die Chance freilich zwei Tage später<br />

vertan: am 20. Februar nämlich wurde <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen von<br />

<strong>der</strong> IG Metall e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>igungsvorschlag akzeptiert, <strong>der</strong> mit 11 °/o <strong>für</strong><br />

Januar bis Oktober und 13 °/o <strong>für</strong> November/Dezember nur unwesentlich<br />

oberhalb des ÖTV-Ergebnisses lag (11,33 °/o) und somit auch<br />

nicht annähernd den 14 °/o-Schiedsspruch des Tarifbezirks Unterweser<br />

erreichte.<br />

Mit <strong>der</strong> Akzeptierung des 11,33 %-E<strong>in</strong>igungsvorschlags <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

durch die zuständige Tarifkommission am 22. 2. und<br />

mit <strong>der</strong> eiligen Übernahme des gleichen Ergebnisses <strong>in</strong> Hessen am<br />

24. 2. war <strong>für</strong> viele Tarifbezirke die Möglichkeit <strong>der</strong> Ausnutzung des<br />

verhältnismäßig günstigen Bremer Schiedsspruches erschwert und<br />

waren zugleich die Kampfbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Bremer Metallarbeiter<br />

selbst wesentlich verschlechtert. — Die Ausgangsfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Tarifkommission des Unterwesergebiets hatten 18 °/o mehr Lohn und<br />

Gehalt, 140 DM mehr Ausbildungsvergütung, drei Tage mehr Urlaub<br />

sowie Kündigungsschutz und Verdienstabsicherung <strong>für</strong> Be-

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