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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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392 Kurt Ste<strong>in</strong>haus<br />

Dienstes, war gewachsen. Der Lernprozeß aus dem 8,5 %-Abschluß<br />

<strong>der</strong> Jahreswende 1972/73 und aus den Streikkämpfen des Sommers<br />

1973 drückte <strong>der</strong> Tarifrunde 1974 deutlich den Stempel auf. — Die<br />

Metalltarif runde 1974 hatte bereits im Spätsommer 1973 unmittelbar<br />

nach dem Höhepunkt <strong>der</strong> Streikwelle um Teuerungszulagen<br />

begonnen. Die Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gewerkschaftsführung, <strong>in</strong> den Betrieben<br />

For<strong>der</strong>ungen zu diskutieren und aufzustellen, blieb nicht<br />

unbeantwortet. Die betriebliche Vorbereitung <strong>der</strong> Tarifrunde war<br />

breiter als früher, und <strong>in</strong> zahlreichen Großbetrieben kamen For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung von 18—20 % zustande. Bei den Tarifkommissionen<br />

<strong>der</strong> Bezirke betrugen die For<strong>der</strong>ungen 15—18 °/o. Bei<br />

diesen For<strong>der</strong>ungen ist zu berücksichtigen, daß alle<strong>in</strong> zur Erhaltung<br />

des Reallohnniveaus (aufgrund <strong>der</strong> Inflation, <strong>der</strong> Lohnsteuerprogression<br />

und <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Sozialabgaben) e<strong>in</strong>e Effektivlohnerhöhung<br />

von 11—12% erfor<strong>der</strong>lich war und daß aufgrund des<br />

niedrigen Abschlusses des Vorjahres e<strong>in</strong> großer Nachholbedarf bestand.<br />

Unter Berücksichtigung des Wachstums von Produktion und<br />

Produktivität hätten sich unschwer Lohnfor<strong>der</strong>ungen von mehr als<br />

20% begründen lassen. Die sog. „Ölkrise" und die teilweise Konjunkturabschwächung<br />

seit Oktober 1973 komplizierten dann freilich<br />

die Kampfbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Metallarbeiter und ihrer Gewerkschaft.<br />

Im letzten Quartal 1973 und Anfang 1974 g<strong>in</strong>gen vor allem im Konsumgüterbereich<br />

aufgrund unzureichen<strong>der</strong> Massenkaufkraft <strong>der</strong><br />

werktätigen Bevölkerung Produktion und Inlandsaufträge zurück,<br />

während Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit stark zunahmen:<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

Januar<br />

Februar<br />

— 2,0 —7,2<br />

— 2,4 —3,9<br />

— 2,5 —6,4<br />

— 4,3 +4,5<br />

— 4,5 —7,5<br />

zu 1972/73 <strong>in</strong> %<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Kurz-<br />

arbeiter<br />

Arbeitslosen<br />

Verän<strong>der</strong>ung 1973/74<br />

Verbrauchsgüter<strong>in</strong>dustrien<br />

Produktion Inlandsaufträge<br />

+ 24 + 353<br />

+ 41 + 556<br />

+ 74 + 747<br />

+ 74 + 1389<br />

+ 79 + 1831<br />

Bei Jahresbeg<strong>in</strong>n 1974 waren rund 900 000 Arbeiter und Angestellte<br />

von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen, genauso viele<br />

wie anläßlich <strong>der</strong> Rezession 1966/67. Beson<strong>der</strong>s alarmierend wegen<br />

se<strong>in</strong>er gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen war <strong>der</strong> Rückgang des<br />

Automobilabsatzes (so g<strong>in</strong>gen beispielsweise die Neuzulassungen<br />

von PKW im Januar/Februar 1974 um 35,6% gegenüber 1973 zurück).<br />

Bundesregierung und Unternehmer nutzten diese ökonomische<br />

Situation bewußt aus, um durch die zusätzliche Schürung von Krisenfurcht<br />

die Arbeiterklasse erneut <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en niedrigen Tarifabschluß<br />

gefügig zu machen. Ständiges Gerede über angeblichen

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