Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)
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Ökonomie 529<br />
So ist die neue Veröffentlichung von Ricardos Hauptwerk auch<br />
nicht aus den eigenständigen Bedürfnissen <strong>der</strong> bürgerlichen Nationalökonomie<br />
heraus zu erklären. Neumark selbst bezeichnet den<br />
Grund: „die Renaissance des Marxismus" (27). Man möchte die Klassiker<br />
<strong>der</strong> bürgerlichen politischen Ökonomie nicht kampflos den<br />
Marxisten überlassen.<br />
Doch macht Neumark <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung deutlich, daß er Ricardo<br />
nur noch e<strong>in</strong>e dogmenhistorische Bedeutung zumißt. Als relevant<br />
auch <strong>für</strong> die Gegenwart akzeptiert er bestenfalls noch die Grundrentenlehre<br />
und die Außenhandelstheorie und methodisch den „unübertrefflichen<br />
Scharfs<strong>in</strong>n <strong>der</strong> ricardianischen Argumentation" (7).<br />
Neumark ignoriert, daß gerade methodisch und wissenschaftstheoretisch<br />
die klare wissenschaftliche Parteilichkeit <strong>der</strong> Position Ricardos<br />
hervorsticht. Ricardo war e<strong>in</strong> Interessenvertreter <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />
Bourgeoisie gegen die Grundaristokratie, die zu se<strong>in</strong>er Zeit politisch<br />
noch weitgehend den Ton angab. Se<strong>in</strong>e wissenschaftliche Analyse<br />
ist von dieser Interessengebundenheit nicht zu trennen.<br />
Ricardos zentraler Ausgangspunkt ist die Bestimmung „<strong>der</strong> Arbeit<br />
als <strong>der</strong> Grundlage allen Wertes" (42). Die relativen Werte <strong>der</strong> Waren<br />
hängen „von <strong>der</strong> verhältnismäßigen Menge <strong>der</strong> zu se<strong>in</strong>er Produktion<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Arbeit" (35) ab. Dabei differenziert er bereits zwischen<br />
Tauschwert und Gebrauchswert, wobei er diese Unterscheidung<br />
als natürliche Eigenschaft aller Güter und nicht bloß <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Waren verwandelten Arbeitsprodukte verkennt. Für Ricardo ist die<br />
kapitalistische Produktionsweise die e<strong>in</strong>zig denkbare. Er wendet<br />
daher die auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> vorliegenden bürgerlichen Gesellschaft<br />
entwickelten Kategorien auf alle historischen Epochen an.<br />
Diese Position war zu se<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong>sofern progressiv, als die kapitalistische<br />
Produktionsweise die entscheidende Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Produktivkräfte darstellte. Wichtig ist hier festzuhalten,<br />
daß Ricardos Ziel <strong>der</strong> maximalen Produktion <strong>für</strong> ihn als<br />
Vertreter <strong>der</strong> Arbeitswertlehre identisch mit <strong>der</strong> Entwicklung des<br />
Menschen als des e<strong>in</strong>zigen Schöpfers <strong>der</strong> Werte war.<br />
Ricardo konnte jedoch nicht die Frage nach <strong>der</strong> Herkunft des Profits<br />
beantworten. Zwischen dem Wert des Produkts und dem Arbeitslohn<br />
muß als Differenz <strong>der</strong> Kapitalprofit bleiben, <strong>der</strong> wichtigste<br />
Hebel zur Entwicklung <strong>der</strong> Produktion. Ricardo setzt daher die Existenz<br />
e<strong>in</strong>er Durchschnittsprofitrate als Aufschlag auf das e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Kapital voraus, ohne ihren Ursprung klären zu können. So konnte<br />
Engels <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorwort zum 2. Band des „Kapital" ausführen: „Die<br />
Ricardosche Schule scheiterte gegen 1830 am Mehrwert." (MEW Bd.<br />
24, S. 25).<br />
Erst Marx, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganzen Werk, vor allem aber im<br />
zweiten Teil <strong>der</strong> „<strong>Theorie</strong>n über den Mehrwert" mit Ricardo ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt,<br />
konnte durch se<strong>in</strong>e Unterscheidimg zwischen dem Wert<br />
<strong>der</strong> Arbeit und dem Wert <strong>der</strong> Arbeitskraft die von Ricardo offen<br />
gelassene Frage beantworten.<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Ricardos Rententheorie kommt se<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />
und politische Position deutlich zum Ausdruck. Der Wert <strong>der</strong>