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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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Wie kann sich das Subjekt literarisch entfalten? 441<br />

wissenschaftliches Instrumentarium wäre jedenfalls unfähig, die literarische<br />

Bedeutung etwa Brechtscher Parabeln gegenüber Prom<strong>in</strong>entenmemoiren,<br />

aber auch Phantasieprodukten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

hochzuhalten. Lenzens Beitrag selbst, solchen Überlegungen sicher<br />

nicht verschlossen, erwähnt beiläufig den „historisch angemessenen<br />

Stand" <strong>der</strong> Literaturproduktion: ihn gegen bestimmte subjektive<br />

Zwecke zu reklamieren, bedeutet se<strong>in</strong>erseits ke<strong>in</strong>e äußerliche For<strong>der</strong>ung<br />

an den <strong>in</strong>neren Prozeß, son<strong>der</strong>n nur die Erkenntnis, daß den<br />

Individuen eben nur Abbildungen zu Hilfe kommen, die „die Realität<br />

zu meistern erlauben" (Brecht).<br />

Was im „Abriß", vor allem im Kapitel über den literarischen Arbeitsprozeß,<br />

zu kurz o<strong>der</strong> bestenfalls notwendig zu kurz gekommen<br />

ist, sche<strong>in</strong>t mir gerade die Bestimmung dieses qualitativen Ziels <strong>der</strong><br />

Literaturproduktion zu se<strong>in</strong>. So deutlich auch materielle Herstellungstechnik<br />

und Abbildtechnik geschieden werden 12 , ist doch die kulturelle<br />

und soziale Funktion des hier <strong>in</strong> Produktionsbegriffen wie<br />

Material und Arbeitsgegenstand Erfaßten nur relativ abstrakt behandelt.<br />

Es mangelt hier weniger an <strong>der</strong> <strong>Theorie</strong> des Subjekts als an<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es heutigen Realismus. Korrektur und Ergänzung von Grundlegungen<br />

wie dem „Abriß" s<strong>in</strong>d dabei nicht nur deshalb dr<strong>in</strong>glich,<br />

weil neuen E<strong>in</strong>sichten und auch neuen Diskussionssituationen Rechnung<br />

zu tragen ist. Vor allem muß <strong>der</strong> Weg zum begriffenen Konkreten<br />

deshalb eilig zurückgelegt werden, weil die relative Abstraktheit<br />

solcher Arbeiten ihnen e<strong>in</strong>en zu ger<strong>in</strong>gen Schutz gegen verfälschende<br />

Indienstnahmen gibt. Das zeigt nicht nur die e<strong>in</strong>gangs angedeutete<br />

heterogene Verwendung des Produktionsbegriffs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur:<br />

Die plane For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er wirkungsbezogenen Kunst<br />

stieß auf das Ick bün all dor <strong>der</strong> Werbelyriker und Marktforscher; die<br />

For<strong>der</strong>ung, die Trennung <strong>in</strong> Produzenten und Rezipienten von Kunst<br />

aufzuheben, ließ sich unter heutigen Umständen gegen komplexe<br />

Abbil<strong>der</strong> und <strong>für</strong> das Ziel e<strong>in</strong>er Involvierung des Zuschauers <strong>in</strong> unerhellte<br />

Kunstaktionen heranziehen. Solche Erfahrungen verlangen<br />

nach e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung von systematisierendem und konkretisierendem<br />

Zugriff. Nachdem die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Gesellschaftsverbundenheit<br />

<strong>der</strong> Literatur zur Banalität abgeblaßt sche<strong>in</strong>t, sollten — ohne Rücksicht<br />

auf Sche<strong>in</strong>radikalismen — die vielfältigen Aufgaben <strong>der</strong> Literatur<br />

je nach Bereichen, Situationen und Adressaten herausgearbeitet<br />

werden; falsche Alternativén wie „Agitationskunst o<strong>der</strong> großer Realismus"<br />

sowie „abbildende Kunst o<strong>der</strong> angewandte Ästhetik" wären<br />

zugunsten von Untersuchungen über die Funktionsverschiedenheit<br />

12 Nützlich gewesen wäre allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong>e Behandlung <strong>der</strong><br />

Komplizierungen, die das Material Sprache, als grundlegend von dem Material<br />

an<strong>der</strong>er Künste unterschiedenes, auch <strong>für</strong> den Technikbegriff <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur mit sich br<strong>in</strong>gt. — Zum an<strong>der</strong>en mag als Technizismus mißverstehbar<br />

se<strong>in</strong>, daß ich beim Problem des Fortschritts <strong>der</strong> Literatur (211) nur<br />

den <strong>der</strong> literarischen Arbeitsmittel und nicht den <strong>der</strong> Werkgehalte diskutiert<br />

habe. Von diesem ist zwar mehrfach auf den Seiten 214—219 sowié im<br />

letzten Kapitel die Rede, doch hätte <strong>der</strong> Grund <strong>für</strong> die Trennimg <strong>der</strong> beiden<br />

Sachverhalte explizit gemacht werden müssen.

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