Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

Soziale Bewegung und. Politik 503
weise genaugenommen nur selten führt. Freilich ist auch zu bedenken,
daß die kurzschlüssigen Argumentationen (z. B. 110) und prekären
Voten von der keineswegs unverzeihlichen polemischen Absicht
des Verfassers herrühren.
Helga Döring (Berlin/West) und Frank Niess (Heidelberg)
Huster, Ernst-Ulrich., u. a.: Determinanten der westdeutschen
Restauration 1945 —194 9. Edition Suhrkamp,
Bd. 575. Frankfurt/M. 1972 (458 S., br., 8,— DM).
An den Anfang ihrer Untersuchung stellen die Autoren eine eingehende
Analyse der schon während und dann besonders nach dem
2. Weltkrieg ausbrechenden Widersprüche zwischen den Zielvorstellungen
der Alliierten über die zukünftige ökonomische und politische
Gestaltung Nachkriegsdeutschlands. Dabei kann die agressiv — imperialistische
Politik der USA sich im Machtbereich der Westmächte
sehr früh durchsetzen: Ausdehnung des wirtschaftlichen und politischen
Machtbereichs der USA, in den Großbritannien und auch
Frankreich schon weitgehend integriert waren; Zerschlagung der
alten reichsdeutschen Monopole und faschistischen Herrschaftsapparate
nur in dem Maße, daß sie einer amerikanischen Expansion keinen
Widerstand leisten konnten; Rekonstruktion der kapitalistischen
Wirtschaft in den Westzonen, um die US-Wirtschaft durch die Gewinnung
ausländischer Märkte zu stabilisieren.
Diese Interessen der US-Politik setzen sich uneingeschränkt in
den Westzonen durch, und die Autoren weisen ihren Einfluß sowohl
in der wirtschaftlichen Rekonstruktion (69 f., bes. in der Reparationspolitik
und dem Marshall-Plan) wie auch der politischen Restauration
(120 f., Antikommunismus, Verhinderung des Aufbaus gesamtdeutscher
Verwaltungen, Obstruktion sämtlicher Sozialisierungsbestrebungen
in den Ländern, Untersagung der Bildung einer Einheitsgewerkschaft)
nach.
Bei den innerdeutschen Grundlagen der Restauration weisen die
Autoren auf ökonomischem Gebiet vor allem auf die industrielle
Reservearmee (98 f.) hin, hervorgerufen durch die Arbeitslosigkeit
und den starken Flüchtlingszuwachs, die verschärfte Ausbeutung der
Arbeiter sowie die durch die deutsche Wirtschaftspolitik vorangetriebene
Kapitalakkumulation. Leider werden diese Faktoren jedoch
nicht mit der folgenden Analyse der Politik der Parteien und
Organisationen der Arbeiterklasse und des Bürgertums verbunden.
So werden die politischen Entwicklungen losgelöst von dem tatsächlichen
Kräfteverhältnis zwischen den Klassen dargestellt. Zwar
wird die Volksfrontpolitik der KPD von den Autoren kritisiert
(125 f., 179 f.), da ihr keine exakte Analyse der Struktur und des
Bewußtseins der Klassen zugrunde gelegen hätte. Andererseits
identifizieren sich die Autoren mit Thesen Thalheimers (176 f.), der
den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse gegen den US-Imperia-