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Klassenkämpfe in der BRD - Instituts für kritische Theorie (InkriT)

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494 Besprechungen<br />

lution" wird als e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Industrialisierung verstanden<br />

(16), die sich im wesentlichen durch e<strong>in</strong>e „Revolutionierung <strong>der</strong><br />

Produktionsweise" und durch „beschleunigtes Wirtschaftswachstum"<br />

auszeichnet. Büsch selbst plädiert <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en zeitlich und <strong>in</strong>haltlich<br />

extrem weitgefaßten Industrialisierungsbegriff, <strong>der</strong> „das Entstehen<br />

<strong>der</strong> .<strong>in</strong>dustriellen Welt' [als] e<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong> Umuersalgeschichte <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Zeit" (18) greifbar macht. Diese weite Def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong>tegriert<br />

ausdrücklich Entwicklungslän<strong>der</strong>forschung und frühneuzeitliche<br />

Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Der zweite Abschnitt behandelt<br />

den „historischen" Industrialisierungsbegriff und se<strong>in</strong>e Anwendung<br />

und streift damit das Verhältnis von Geschichts- und Sozialwissenschaften.<br />

Obwohl Büsch e<strong>in</strong>e enge Verzahnung bei<strong>der</strong> Bereiche be<strong>für</strong>wortet,<br />

geht er letztlich von <strong>der</strong> Trennung bei<strong>der</strong> aus. Arbeitsteilig<br />

und sich gegenseitig ergänzend sollen sie begrenzte Aufgaben<br />

lösen und als gegenseitiges Korrektiv wirken. Die historische Industrialisierungsforschung<br />

solle Fragen soziologischer Herkunft aufnehmen<br />

und „permanent" das Problem <strong>der</strong> Periodisierung, das Problem<br />

von Industrialisierung Und Demokratisierung (19) und die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er historisch-empirischen Überprüfung <strong>der</strong> <strong>Theorie</strong>n „anhand<br />

e<strong>in</strong>es im kle<strong>in</strong>en und kle<strong>in</strong>sten gewonnenen und quellenkritisch<br />

verifizierenden Urmaterials" reflektieren (ebd.). Büsch ist zuzustimmen,<br />

wenn er <strong>in</strong> <strong>der</strong> bewußt differenzierenden E<strong>in</strong>grenzung und Behandlung<br />

e<strong>in</strong>er Problemstellung (z. B. auf regionaler Grundlage) e<strong>in</strong>e<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e befriedigende Behandlung „historischer Typik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrialisierungsgeschichte" (21) sieht, zumal er im weiteren<br />

den Stufentheorien ausgesprochen skeptisch gegenübersteht.<br />

„Wenn <strong>der</strong> Historiker das Industrialisierungsgeschehen gleichwohl<br />

mit den methodischen Mitteln und Fragestellungen systematischer<br />

Wissenschaften gedanklich zu durchdr<strong>in</strong>gen hat, so geschieht dies<br />

nicht nur zum Zwecke fruchtbarer Hypothesenbildung, son<strong>der</strong>n um<br />

gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>maligkeit und Verschiedenartigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorgänge Ansatzpunkte <strong>für</strong> die idealtypischeri Erkenntnisse <strong>der</strong><br />

Nachbardiszipl<strong>in</strong>en zu liefern — o<strong>der</strong> bestehende zu korrigieren"<br />

(26). Konsequenz dieser Feststellung hätte freilich e<strong>in</strong>e <strong>kritische</strong> Analyse<br />

jener <strong>in</strong>dustrialisierungshistorischen Ansätze se<strong>in</strong> müssen, die<br />

die vor- und früh<strong>in</strong>dustriellen Phasen <strong>der</strong> sog. alt<strong>in</strong>dustrialisierten<br />

Län<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> vergleichen und das<br />

vielfältige Geflecht gestufter Abhängigkeiten leugnen, <strong>in</strong> welchem<br />

jene im Gegensatz zu diesen verfangen s<strong>in</strong>d. Auch die Kritik des<br />

Rostowschen Ansatzes hätte schärfer und pr<strong>in</strong>zipieller ausfallen<br />

müssen.<br />

In den folgenden Abschnitten entwirft Büsch e<strong>in</strong>en umfangreichen<br />

Fragenkatalog, <strong>der</strong> ihn e<strong>in</strong>erseits als Schüler Rosenbergs ausweist<br />

(vgl. 27), an<strong>der</strong>erseits jedoch unversehens zu e<strong>in</strong>er kaum weiterführenden<br />

Bestandsaufnahme des se<strong>in</strong>erzeitigen Forschungsstandes<br />

wird. E<strong>in</strong>en Zentralpunkt unter den noch zu lösenden Aufgaben<br />

nimmt Büsch zufolge die Erforschung des Handwerks e<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an W. Fischer „zum Paradigma <strong>für</strong> den Wandel von Status,<br />

Funktion und Begriff <strong>der</strong> gewerblich tätigen Bevölkerung zwischen

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